Der Bayernbund gratuliert seinem Ehrenvorsitzenden Adolf Dinglreiter zu seinem heutigen 85. Geburtstag.

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Der Malteserorden wurde vor über 900 Jahren im Heiligen Land gegründet und ist heute eine große internationale Organisation, die weltweit karitativ tätig ist. Bayernbund-Landesvorsitzender Sebastian Friesinger und Redakteur Fritz Lutzenberger sprachen mit Dr. Erich Prinz von Lobkowicz, dem Präsidenten der Deutschen Assoziation des Souveränen Malteser Ritterordens.

 

Frage:

Durchlaucht, die meisten Menschen in Deutschland kennen den Namen des Malteserordens, wissen aber kaum etwas über den Orden selbst. Wie lässt sich diese völkerrechtlich selbständige Organisation am besten beschreiben?

Bewahrung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen ist das Motto des Malteserordens, der vor 900 Jahren sein erstes Hospital in Jerusalem gründete. Sein weiterer Weg führte über Rhodos und Malta jeweils als Landesherr. Diese Rolle als Souverän wurde schon auf dem Wiener Kongress bestätigt und hat bis heute Bestand.

Die Malteser hießen ursprünglich Johanniter. Erst 1530 bestätigte Kaiser Karl V., der ihnen Malta als Lehen überließ (daher der Name), ihre Souveränität. Diplomatische Beziehungen bestehen zu über 100 Ländern, darunter auch Deutschland.

 

Frage:

Bekannt ist der Orden auch durch die Begleitung der Pilgerfahrten nach Lourdes. Was hat es damit auf sich?

Lourdes ist der Kristallisationspunkt des Ordens. 1945 durften Deutsche nicht ins Ausland reisen. Pilgerfahrten waren eine Ausnahme. Philipp von Boeselager brachte Sterbenskranke zur Mutter Gottes nach Lourdes. Beim dritten Mal gab es ein unerklärliches Wunder: ein sterbenskrankes Mädchen kam geheilt aus den Bädern. Seitdem und bis heute pilgert der ganze Orden über die erste Maiwoche nach Lourdes. Heute kommen 4.000 Kranke mit 4.000 Malteserhelfern aus der ganzen Welt. Aus Deutschland kommen 14 weitere Krankenpilgerzüge aus allen Diözesen.

 

Frage:

Wie viele Mitglieder hat der Malteserorden heute und wie steht es um die Entwicklung in der Zukunft?

Der Orden hat heute 13.800 Mitglieder, von denen nur 50 voll in den evangelischen Räten leben und das Gelübde zu Keuschheit, Armut und Gehorsam abgelegt haben. 600 weitere haben ein Gehorsamsversprechen abgelegt.

Der Orden wächst und gedeiht auf der ganzen Welt. Die neuesten Assoziationen sind in Südkorea und Hongkong gegründet worden.

 

Der Malteser Rettungsdienst ist mit über 200 Rettungswachen und mehr als 550 Spezialfahrzeugen eine der festen Säulen der präklinischen Notfallversorgung in Deutschland. In mehr als 826.000 Einsätzen (2014) leisten die Malteser einen wichtigen Beitrag für eine optimale Versorgung von Notfallpatienten und Erkrankten.

Frage:

Der Malteserorden ist auf der ganzen Welt vertreten. In Deutschland arbeiten 30.000 hauptamtliche und 50.000 ehrenamtliche Mitarbeiter in Einrichtungen des Rettungsdienstes, der Katastrophenhilfe, in Krankenhäusern, in der Altenhilfe, der ambulanten Pflege, des Hospizdienstes der Flüchtlingsbetreuung sowie der Jugend- und Suchthilfe. Geben Sie doch bitte unseren Leserinnen und Lesern eine kurze Zusammenfassung des Wirkens der Malteser.

Alle Werke des Malteserordens schauen nach den Nöten ihrer Zeit und wie sie den Menschen nahe sein können. Heute zum Beispiel sind gute katholische Schulen ein echtes Notstandsgebiet. Nach langem Zögern haben die Malteser diese Not aufgegriffen und betreiben heute vier große Gymnasien. Immer neue Dienste entstehen, dafür verabschieden wir uns aus Diensten, die gut und christlich auch ohne den Malteserorden geleistet werden.

Die Malteser im Sanitätseinsatz rund um das Olympiastadion in Berlin

Frage:

Auf den Tätigkeitsfeldern des Malteserordens waren in den letzten Jahren zwei Krisen von herausragender Bedeutung auch in politischer Hinsicht. 2015 waren die Malteser stark gefordert in der Flüchtlingskrise und jetzt natürlich in der Coronakrise.

Wie stellt sich aktuell das staatliche Corona-Krisenmanagement aus Sicht Ihrer Hilfsorganisation dar? Hat sich die restriktive Haltung der Bayerischen Staatsregierung bewährt? Hat es Fehler gegeben?

Traditionell haben die Malteser immer schon in der Flüchtlingsbetreuung mitgewirkt. Zwischen den 1990er Jahren und 2015 waren zu machen Zeiten nur die stationären Einrichtungen der Malteser in Betrieb. Beginnend ab dem Jahr 2000 wurden jährlich 30.000 bis 40.000 Flüchtlinge und auch Übersiedler integriert. 2013/2014 haben die Malteser mehr als die Hälfte der Migranten integriert.

Jetzt in der Coronakrise ist der Malteser Hilfsdienst beim Testing auch an den Grenzen eingesetzt.

Deutschland ist das einzige Land in der Europäischen Union, das in allen Branchen über abgestimmte Pandemiepläne verfügt. Nicht zuletzt deshalb ist auch der wirtschaftliche Einbruch im Vergleich zu den Nachbarländern relativ gering.

Insgesamt hat die bayerische Staatsregierung das gut gemacht.

Durch den Ausfall von Diensten sind uns 20 Millionen Euro Einnahmeverluste entstanden. Die Malteser erhalten als bundesweite Organisation vom Bund keine Zuschüsse.

Außerdem sitzen wir auf einem hohen Bestand an Masken. In unseren Einrichtungen haben wir 850 Betten für Coronapatienten bereitgestellt, von denen aber nur 60 in Anspruch genommen wurden.

 

Frage:

Welche Erfahrungen haben die Malteser in der Coronakrise gesammelt?

Krisen wie Pandemien sind für Hilfsorganisationen der Prüfstein, ob sie genug geübt haben. Die Bundesrepublik Deutschland hält alle zwei Jahre eine große Pandemieübung ab.

 

Frage:

Welche Lehren ziehen Sie daraus für die Zukunft?

Man kann nie genug üben. Die Gemeinschaft in der Hilfsorganisation muss vor der Krise eingeübt sein.

 

Frage:

Nicht zuletzt mit den verheerenden Bränden des Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos rückt die Frage, wie sich Deutschland, wie sich Europa gegenüber den geflüchteten Menschen aus Krisengebieten verhält, wieder in den Blickwinkel.

Die Erfahrungen aus der Flüchtlingskrise 2015 wurden bei der Auswahl von 1.500 wehrlosen Frauen und Kindern optimal umgesetzt.

Durchlaucht, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben.

 

Interessierte Leser finden vertiefende Informationen auch im Internet unter https://www.malteser.de oder https://www.malteser-international.org/de.html

 

„Die beste Verteidigung des Glaubens besteht in der Liebe“ (Benedikt XVI.)

 

 

 

54, Andechser Europatag

Eröffnung der von der EU geplanten „Konferenz zur Zukunft Europas“ angemahnt / Zusammenhalt, Effizienz, Demokratie und Sichtbarkeit der EU stärken

  1. 10. 2020

Ideen für die „Konferenz zur Zukunft Europas“, die die EU noch diesen Herbst eröffnen will, hat die Paneuropa-Union Deutschland bei ihrem 54. Andechser Europatag entwickelt. Der Präsident dieser überparteilichen Europabewegung, der CSU-Europapolitiker Bernd Posselt, nannte vier Schwerpunkte für die Arbeiten, die bis zur französischen Ratspräsidentschaft in der ersten Jahreshälfte 2022 laufen und die Grundlage für einen neuen EU-Reformvertrag bilden sollen: Europäischer Zusammenhalt, europäische Schlagkraft und Effizienz, Demokratisierung der EU sowie Verbesserung der Sicht- und Spürbarkeit Europas.

Posselt rief dazu auf, eine erneute Spaltung des Kontinents in Ost und West zu vermeiden, keine Grenzschließungen wie zu Beginn der Corona-Krise mehr zuzulassen, bis zur nächsten Europawahl vertraglich zu verankern, daß ausschließlich das Europaparlament über die Zusammensetzung der Kommission entscheidet, sowie eine gemeinschaftliche Außen- und Sicherheitspolitik zu schaffen, die in der Lage sei, wirksam auf Aggressionen wie die türkische gegen die EU-Mitglieder Griechenland und Zypern zu reagieren. Dies bedürfe eines stärkeren europäischen Zusammengehörigkeitsgefühls, das auf den geistigen Fundamenten der gemeinsamen europäischen Kultur aufbauen müsse: „Der Neustart Europas benötigt eine breite Bürgerbewegung, die in einen Konvent für eine echte europäische Verfassung mündet.“

Die Gäste, die gemäß den während der Corona-Pandemie geltenden Hygienebestimmungen im Andechser Klostergasthof tagten, wurden auf das herzlichste von Pater Valentin Ziegler willkommen geheißen: „Damit, daß Sie sich hier versammeln, setzen Sie ein Zeichen der Treue und Stabilität, ein Zeichen, daß die Menschen gefragt sind in einem Europa, das so schnell wieder in Nationalismen versinkt.“ Unter Berufung auf die in Andechs geborene Heilige Hedwig von Schlesien als „große Brückenbauerin“ und mit einem warnenden Blick auf den amerikanischen Präsidentenwahlkampf mahnte er Europa dazu, „die eigene Stabilität zu pflegen, für die eigenen Werte einzutreten und nicht zuzulassen, daß es zu einem Schlagabtausch kommt, der alles spaltet.“ Der Paneuropa-Gedanke zeichne sich dadurch aus, daß er alles zusammenführe und in die Zukunft blicke: „Wir brauchen die Vergangenheit, um die Zukunft zu gestalten, aber wir müssen auch in der Gegenwart leben und den Gegenwartspunkt, den Kairos nutzen.“

In fünf Foren befaßten sich jeweils zwei bis drei Experten mit verschiedenen Themenbereichen, die unter der Leitung von Vertretern der Paneuropa-Jugend ausdiskutiert wurden.

Das erste davon über die Vereinbarkeit von Klima-, Umwelt- und Agrarpolitik in der Europäischen Union bildeten die Bayerische Landesbäuerin Anneliese Göller und der Landtagsabgeordnete Dr. Martin Huber, Mitglied im Umwelt- und im Europaausschuß, die die stellvertretende PEJ-Bundesvorsitzende Gentiana Krasniqi moderierte.

 

Martin Huber plädierte dafür, Klima- und Umweltschutz bewußt mit der Entwicklung neuer Technologien zu verbinden, „statt jede Woche eine andere Gruppe an den Pranger zu stellen, ob das jetzt die Bauern, die Hauseigentümer oder die Autofahrer sind.“ Nötig seien positive Projekte: „Es gehört zur Wertschöpfungskette für Elektroautos, Methoden zu entwickeln, daß man Batterien wiederverwerten kann. Das schafft Arbeitsplätze bei uns und tut etwas für Umwelt und Klima.“ Zudem müsse man Hebelwirkungen finden, um mit unseren Standards in den Rest der Welt hineinzuwirken. Dem sollten vor allem auch die großen Handelsabkommen der EU mit anderen Weltregionen dienen: „Es darf nicht so sein, daß durch Verträge wie den jetzt verhandelten mit Mercosur unser Schutzniveau gesenkt wird, statt daß wir zu einer Hebung des weltweiten Niveaus beim Umwelt- und Klimaschutz, aber auch bei den Sozialstandards beitragen.“

Anneliese Göller wies darauf hin, daß Klima, Umwelt und Landwirtschaft gesamtgesellschaftliche und weltweite Aufgaben seien. Die europäische Land- und Forstwirtschaft habe dafür eine Schlüsselrolle, sie sei Teil der Lösung und nicht, wie oft behauptet, das Problem. Es gelte eine wachsende Bevölkerung mit gesunden, hochwertigen Lebensmitteln zu versehen. Die Landwirtschaft sei der einzige Bereich, der durch den Aufbau von Humusschichten und die Bewirtschaftung von Wäldern aktiv Sauerstoff produziere und CO2 binde. Zugleich sei er besonders vom Klimawandel betroffen. Wetter und Schädlinge würden Bauernfamilien in der ganzen Welt bedrohen. Die europäischen Landwirte seien intensiv bestrebt, Tierwohl, Biodiversität und Naturschutz zu berücksichtigen. Bäuerliche Kulturlandschaften könnten gleichzeitig die Ernährung sichern und der Gewinnung nachwachsender Rohstoffe für die Energiegewinnung dienen, wobei es notwendig sei, den Flächenfraß zu stoppen.

In der Debatte über die Schaffung einer gemeinsamen Öffentlichkeit zeigte sich Prof. Ursula Münch, die Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing, besorgt über die Entwicklung der europäischen Medienstruktur. Der Journalismus stecke in einer Krise, und es bestehe die Gefahr, daß junge Menschen sich hauptsächlich aus Social Media informieren, die keinerlei professionelles Niveau aufwiesen. Darunter leide sowohl die politische Bildung insgesamt als auch die Kenntnis europäischer Zusammenhänge. Auch die großen europäischen Themen hätten eine zu geringe Rückbindung in die Bevölkerung. Die Europäischen Institutionen hätten dies erkannt, was auch ein Antrieb für die Initiative zur Konferenz über die Zukunft Europas sei. Die EU brauche einen grenzüberschreitenden Diskussionsraum, da sie nicht über einen europäischen Demos verfüge. Dieser lasse sich auch nicht durch europäische Medien künstlich schaffen, sondern müsse sich aus fundierten Auseinandersetzungen um Grundfragen, die den ganzen Kontinent beträfen, Schritt für Schritt entwickeln.

Der Vizepräsident der internationalen Paneuropa-Union und Medienanwalt Dirk Voß stufte diese Analyse als zu pessimistisch ein. Er schlug neue Ansätze vor, wie etwa die Gründung europäischer und mehrsprachiger Nachrichtenagenturen, die die nationalen Medien beliefern, privatwirtschaftlich organisiert sein sollten, aber eventuell auch eine öffentlich-rechtliche Förderung erhalten könnten, die ihre Unabhängigkeit nicht beeinträchtige. Die Menschen in der EU hätten in den letzten zwanzig Jahren von Skandinavien bis ans Mittelmeer gleichermaßen über die Banken-, Währungs-, Flüchtlings- und jetzt die Coronakrise diskutiert, ohne daß sich die sprachliche Vielfalt dabei als hinderlich erwiesen habe. Europas Demokratie müsse parlamentarisch durch in den Wahlkreisen verwurzelte Abgeordnete gestärkt werden, woraus ein echtes Gemeinschaftsbewußtsein entwickelt werden könne. Die Idee von der Notwendigkeit eines „Staatsvolkes“ nannte Voß provokativ „eine Hypothese“. Auch auf nationaler Ebene sei die Entstehung einer gemeinsamen Öffentlichkeit erst durch die Schaffung einer gemeinsamen staatlichen Struktur entstanden.

Das Podium wurde ebenso wie das folgende von Christian Hoferer, dem Landesvorsitzenden der Paneuropa-Jugend Bayern, moderiert. Der ehemalige Pressesprecher der EU-Kommission Jochen Kubosch und der Vorsitzende des Bayernbundes, Sebastian Friesinger, Mitglied des Bezirkstages von Oberbayern, untersuchten die Rolle von Demokratie und Föderalismus im Bauplan Europas.

Auf Hoferers Frage, ob Zuständigkeiten bei der EU-Reform eher nach oben oder nach unten zu verlagern seien, antwortete Kubosch mit Verweis auf Artikel 5 des EU-Vertrages. Dieser schreibe das Subsidiaritätsprinzip fest, aufgrund dessen große Aufgaben wie etwa die Außen- und Sicherheitspolitik künftig auf die europäische Ebene übertragen werden sollten, während viele Detailregelungen eher wieder in die Hände der Staaten und Regionen zurückwandern könnten. Kubosch setzte sich sehr kritisch mit der mehrfach geäußerten Ansicht des Bundesverfassungsgerichts auseinander, das Europäische Parlament sei nicht demokratisch, weil es keine völlige Proportionalität wiederspiegle. Einerseits bestehe das Bestreben nach einer möglichst gerechten Sitzverteilung, andererseits müsse aber auch den kleinen Staaten eine ausreichende Zahl an Mandaten zustehen, denn auch sie hätten Souveränität an die europäische Ebene abgegeben. Diese Elemente bringe die EU durch einen vernünftigen politischen Kompromiß, der nicht perfektionistisch, aber zielführend sei, in Einklang. Seine demokratische Kraft habe das Europaparlament unter anderem dadurch gezeigt, daß es schon einmal eine EU-Kommission zum Rücktritt zwang. Es gebe kaum eine wesentliche Entscheidung in der EU, die ohne die Europäische Volksvertretung zustande kommen könne, weshalb klar festzuhalten sei: „Die Europäische Union ist selbstverständlich demokratisch.“

Sebastian Friesinger schilderte in überzeugender Weise die Rolle der kleinen Einheiten wie Gemeinden und Regionen als Bausteine Europas. Vor allem die Euroregionen seinen bestens geeignet, um Europa antizentralistisch zu organisieren, ohne es zu zersplittern. Die Chance zu gemeinsamen Projekten diesseits und jenseits der Binnengrenzen sei auch eine wesentliche Chance Europas. In einem föderativen System spüre man auf der lokalen Ebene ebenso wie auf der europäischen, daß man sich gegenseitig brauche. Scharfe Kritik übte Friesinger an den Grenzabriegelungen im Frühling – am Beispiel von Sachrang, zu dessen Ölbergkapelle seit Jahrhunderten Bayern und Tiroler gemeinsam wallfahrteten und das jetzt von der österreichischen Seite her nur noch über die Absperrung hinweg versorgt werden konnte. Für das Gelingen der europäischen Einigung sei es wichtig, das lähmende Einstimmigkeitsprinzip im Rat weiter zurückzudrängen. Friesinger sprach sich für mehr Eigenverantwortung, Bürokratieabbau und Kompromißbereitschaft aus – „das gilt aber nicht nur für die EU, sondern genauso für Gemeinden und Regionen.“

Den Versuch einer „Annäherung an die Seele Europas“ unternahmen im Dialog Bernd Posselt und der ehemalige bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle, jetzt Regierungsbeauftragter für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe. Spaenle definierte die auf der Gottesebenbildlichkeit des Menschen basierende Personalität als Kern des europäischen Wertesystems. Aus dieser Wurzel heraus sei die europäische Kultur „schon vor Jahrhunderten die mit der größten Reichweite geworden.“ Andererseits seien es auch terroristische Regime in Europa wie die von Hitler oder Stalin gewesen, „die die Würde des Menschen mit Füßen getreten haben wie selten vorher oder nachher.“ Geschichtspolitisch prägend für den neuen Weg Europas sei dann die Fähigkeit seiner Völker geworden, einander die Hand zu reichen. Er würdigte in diesem Zusammenhang die Bemühungen der Paneuropa-Union und von Bernd Posselt um die Völkerverständigung, aber auch „die historische Leistung der Vertriebenenverbände mit ihrem Gewaltverzicht und ihrem Bekenntnis zur europäischen Einigung zu einer Zeit, als die Wunden noch offen waren.“ Der Multilateralismus der heutigen Welt erfordere dringend das Bemühen, „sich zusammenzusetzen und miteinander zu reden.“ Spaenle beschrieb die Umsetzung dieser Haltung durch konkrete Arbeit am Zusammenwirken zwischen dem Freistaat Bayern, dem Europäischen Parlament in Straßburg, dem Elsaß-Memorial in Schirmeck sowie der KZ-Gedenkstätte Struthof-Natzweiler in den Vogesen. Dort könnten bayerische Lehrer und Schüler spüren und erfahren, was Europa für Frieden und Menschenwürde bedeute.

Bernd Posselt zitierte den französischen Dichterfürsten Paul Valéry, der schon im Ersten Weltkrieg in einem Essay über das Wesen Europas festgestellt habe, daß dieses geographisch nur ein kleiner Wurmfortsatz Asiens sei, aber durch seine einzigartige Kultur das Gesicht der Welt geprägt habe. Europa sei, so Posselt, eine uralte kulturelle Realität, die schon mehr als tausend Jahre bestanden habe, bevor der erste Nationalstaat gegründet wurde. Die Kulturen der Welt entwickelten sich auseinander und seien allesamt von einem Enteuropäisierungsprozeß bestimmt. Wenn Europa einfach nur als Rest einer von ihm lange Zeit stark geprägten globalen Zivilisation übrig bleibe, sich noch dazu nationalstaatlich zersplittere und seine Identität vergesse, werde es verschwinden. Posselt sprach sich gegen einen Weltstaat aus, weil es für diesen keine kulturelle Basis gebe, aber für eine Zusammenarbeit mit den anderen Erdteilen und Zivilisationen sowie für ein geistig und politisch starkes Europa, das anderen ein guter und stabiler Partner sein könne.

Den Festgottesdienst zu Ehren der Heiligen Hedwig in der Andechser Wallfahrtskirche hielt der langjährige Abtprimas aller Benediktinerklöster weltweit, Notker Wolf aus St. Ottilien, der um Frieden für Europa und seine Menschen und Völker betete und um die Bereitschaft, „trotz vieler Risse und Wunden zwischen den Nationen und Religionen“ friedfertig aufeinander zuzugehen, „weil es ohne Vergebung und Versöhnung nicht weitergeht“.  In seiner Predigt sprach er über das Jesus-Wort „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist“ und über die Spannung zwischen geistlicher und weltlicher Macht durch die Jahrhunderte. Ab der Französischen Revolution sei Gott immer mehr verdrängt worden und der Mensch an seine Stelle getreten, was zu den totalitären Reichen des 20. Jahrhunderts und Millionen Toten geführt habe. Auch was die Technik betreffe, meine der Mensch alles bestimmen zu können und vernichte damit die Natur. Dieser Einstellung setzte Notker Wolf die Ordensregel des Heiligen Benedikt entgegen, in der der Abt nicht absolut hersche, sondern in der Verantwortung vor Gott gemeinsam mit den Mönchen den Willen Gottes zum Wohl des Menschen suche. Durch die Benediktiner habe sich dieses Konzept der Machtausübung in ganz Europa verbreitet. „Gott muß wieder der Maßstab in unerem Abendland sein, in der Gesellschaft und auch im Politischen. Er unterdrückt nicht, er dient: Das ist der große Unterschied. Er schenkt uns die Hoffnung auf die Zukunft, nicht unser menschliches Können.“

Zum Abschluß der Andechser Europatage diskutierte der Missionsbenediktiner mit Margret Kopp, der Vorsitzenden der „Aktion PiT-Togohilfe e.V.“, und dem Bundestagsabgeordneten Thomas Erndl, Vorsitzender des Fachausschusses Außenpolitik im ASP, unter dem Titel „Keine Zukunft ohne die anderen“ über die Verantwortung Europas in der Welt, moderiert von Landrat a.D. Matthias Wilkes, Präsidiumsmitglied der Paneuropa-Union Deutschland aus Hessen. Der SPD-Vizepräsident des Bayerischen Landtages, Markus Rinderspacher, der pandemiebedingt kurzfristig absagen mußte, schickte den Paneuropäern seine herzlichsten Grüße.

Thomas Erndl betonte, die kulturelle Vielfalt in Europa zu bewahren sei wichtig, „aber wir müssen trotzdem politische Handlungsfähigkeit sichern und mit unserer Außenpolitik aktiver werden.“ Dafür fehle noch das Bewußtsein, viele wollten neutral sein „wie eine große Schweiz: Was um uns herum passiert, soll uns nicht angehen“. Von der „Konferenz zur Zukunft Europas“ erhoffe er sich eine kleinteilige Diskussion nicht nur im Innenverhältnis, sondern auch über die Verantwortung, die wir in der Welt haben. Die deutsche Außenpolitik müsse „eine europäische Außenpolitik sein“: Sie dürfe keine Führungsrolle übernehmen, aber manchmal werde erwartet, daß sie partnerschafltich vorangehe. Eine Frage sei: „Wie können wir die Räume, aus denen sich die USA zurückziehen, gestalten?“ Was Afrika betreffe, so habe Entwicklungsminister Gerd Müller einen Kommissar für dieses Thema gefordert und erreicht, daß der Haushalt seines Ministeriums mit 10,8 Milliarden weit über dem des Außenministerims mit 5,5 Milliarden liege. Gegenüber der aggressiven Politik Chinas und Rußlands sei eine klare Strategie nötig. Bei China habe das Prinzip „Wandel durch Handel“ nicht funktioniert. Es sei aber durchaus möglich, gleichzeitig Handel zu betreiben und trotzdem bei manchen Themen eine deutliche Sprache zu sprechen, denn auch China brauche gewisse europäische Produkte sowie vor allem die europäischen Absatzmärkte. Sowohl bei der chinesischen Initiative der „neuen Seidenstraße“ als auch angesichts der systematischen Versuche Rußlands, die Europäische Union zu spalten, müsse man einen klaren Blick bewahren und umso mehr daran arbeiten, Einigkeit zu erzielen. Das sei zwar eine „Mammutaufgabe“, müsse aber dringend angegangen werden.

Erzabt Notker bestätigte, „Wandel durch Handel“ sei immer eine Illusion Europas gewesen. Die chinesische Führung habe das Ziel, ihr Land „zum Reich der Mitte der ganzen Welt“ zu machen, und gehe dabei vor wie eine Dampfwalze. „Sie wollen die ganze Welt überwachen, um so alles in Gewalt zu haben.“ Das sei Realpolitik, und daher warne er vor Blauäugigkeit auf europäischer Seite. Andererseits stellte er sich aber hinter die Versuche des Vatikan, einen Kompromiß mit der chinesischen Regierung in Sachen Bischofsernennungen zu finden. Seit Kaiser Konstantin hätten sich Herrscher immer wieder als äußere Herren auch über die Religion gesehen. Die chinesischen Christen, auch die der offiziellen, staatlich anerkannten Struktur, bräuchten zum Überleben Einheit und unsere Solidarität, nicht politische Eingriffsversuche wie die jüngsten der US-Außenpolitik.

Margret Kopp lenkte den Blick auf Afrika: „Es ist von Europa – an der Straße von Gibraltar – nur 14 Kilometer entfernt – ein Nachbar, den wir aber überhaupt nicht kennen, außer über Medienmeldungen von Hunger, Not, Korruption und Völkermord und Bilder schöner Landschaften.“ Der kulturelle Reichtum – von Straßentheater-Traditionen bis zu moderner Architektur auf Lehmbasis – sei unbekannt. Deshalb rief sie auf, „Initiativen zu starten – über die Schule, die Medien, Austausch, Tourismus, daß wir unsere direkten Nachbarn einschätzen können und wissen, wie sie ticken.“ Die Bevölkerung sei sehr jung und werde sich bis 250 verdoppeln. Täglich 15 000 Kinder würden an Hunger und fehlenden Behandlungsmöglichkeiten sterben. Sich darum zu kümmern sei „nicht nur Gutmenschentum, sondern eine Zukunftsaufgabe“. Wir müssen zu einem sozialen Ausgleich zwischen reichen und armen Ländern kommen. Die Starken müssen den Schwachen helfen, es kann nicht umgekehrt sein. Es ist im unseren Interesse, daß es nicht auf unsere Kinder und Enkel zurückfällt.

Auf die Frage aus dem Publikum, wohin denn die Milliarden geraten seien, die man in den letzten Jahren in die Entwicklungshilfe ausgegeben habe, antwortete Margret Kopp wie aus der Pistole geschossen: „Ich möchte mir nicht vorstellen, wie Afrika aussehen würde, wenn die Gelder nicht geflossen wären.“ Sicher sei viel versickert, aber inzwischen habe man dazugelernt: „Die Zusammenarbeit über den Staatsapparat ist schwieriger zu kontrollieren, trotzdem ist sie auch nötig.“ Sie selbst als Leiterin einer Privatorganisation versuche aber die Regierungen möglichst zu umgehen. Zur Zeit wachse in Afrika eine gebildete Schicht heran – etwa Ärzte, die in Europa studiert hätten, weil es in Togo nur die Grundausbildung gebe. Sie müsse man ermutigen, zurückzugehen und das Gelernte für ihre Länder und ihre Mitmenschen anzuwenden: „Leute, es ist euer Land, Afrika gehört euch.“ Die dann entwickelten Konzepte gelte es, wenn sie überzeugend seien, auch zu akzeptieren, weil die Afrikaner selbst am besten wüßten, wie sie „die Moderne an ihren Kulturraum herantragen.“ Internet und Mobiltelefon funktioniere in Togo „wesentlich besser als bei mir in Maisach. Die Studenten laden sich alles aus dem Internet herunter.“ Eine gebildete Jugend in Afrika sei wichtig, damit die europäische Jugend dort auf Partner treffe, mit denen sie kommunizieren könne.

 

 

Die Landesversammlung 2020 des Bayernbundes stand ganz im Zeichen der Neuwahlen zum Landesvorstand. Aufmerksame Leserinnen und Leser der Weiß-Blauen Rundschau haben es natürlich bemerkt, dass der geplante Ort für die Landesversammlung zuletzt kurzfristig geändert werden musste. Corona hat auch hier zugeschlagen. Trotzdem fanden sich erfreulich viele Mitglieder und Ehrengäste im Kursaal in Oberaudorf ein.

Landesvorsitzender Sebastian Friesinger konnte als Ehrengäste aus der Politik den stellvertretenden Bayerischen Ministerpräsidenten und Bayerischen Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie Hubert Aiwanger, den Rosenheimer Landrat Otto Lederer mit seinem Stellvertreter Sepp Hofer und Oberaudorfs 1. Bürgermeister Prof. Dr. Matthias Bernhardt begrüßen sowie von befreundeten Organisationen Florian Besold, Präsident der Bayerischen Einigung/Bayerischen Volksstiftung, Max Bertl, Vorsitzender des Bayerischen Trachtenverbandes, die Ehrenlandesbäuerin Annemarie Biechl MdL a.D. und den Ehrenvorsitzenden des Bayernbundes Adolf Dinglreiter MdL a.D..

 

 

Entschuldigt wegen anderweitiger dringender Verpflichtung war Staatsminister Bernd Sibler.

 

Traditionell steht das Gedenken an die jüngst verstorbenen Mitglieder am Beginn der Landesversammlung. Der Landesvorsitzende verlas dazu die Namen.

 

Der Bericht des Landesvorsitzenden Sebastian Friesinger gab einen umfassenden Überblick über die vielen Aktivitäten des Bayernbundes, die seit der letzten Landesversammlung 2019 in Freising stattgefunden haben. Natürlich hat es dabei coronabedingt in den letzten Monaten Einschränkungen gegeben, trotzdem kann sich die lange Liste von Terminen, Projekten und Veranstaltungen sehen lassen: Arbeitsgruppe Heimatkunde mit dem Kultusministerium, Verfassungstag der Bayerischen Einigung im Landtag, Projekt MundART WERTvoll, kommissarische Leitung der Bürgerallianz Bayern gemeinsam mit Max Bertl vom Bayerischen Trachtenverband und Prof. Dr. Albert Göttle vom Landesfischereiverband, Vorgespräch zur Weiterführung des Projektes Zukunft der Regionen mit dem neuen Arbeitstitel „Zukunft ländlicher Raum“ und vieles andere mehr.

 

Verbandsintern standen mehrere Sitzungen von Landesvorstand und Medienrat mit teils intensiven Diskussionen auf dem Programm. Unter anderem wurde die Mitgliederverwaltung auf neue Beine gestellt und Maßnahmen zur Reduzierung der Kosten auf den Weg gebracht. Für die Weiß-Blaue Rundschau hat der Landesvorsitzende an mehreren Interviewterminen teilgenommen.

 

Höhepunkt des Jahres war ohne Zweifel die gemeinsame Fahrt mit dem Bayerischen Trachtenverband nach Berlin im Januar anlässlich der 30jährigen Jubiläums des Falls der Berliner Mauer und 30 Jahre Wiedervereinigung mit Empfängen durch Horst Seehofer, Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat und Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel im Bundeskanzleramt. Sebastian Friesinger dankte ausdrücklich Max Bertl und Toni Hötzelsperger für die perfekte Zusammenarbeit in der Organisation.

Landesschatzmeister Dr. Matthias Dambach gab der Versammlung einen detaillierten Überblick über die Finanzlage des Verbandes. Die größten Posten auf der Einnahmenseite sind die Zuschüsse der Bayerischen Staatsregierung und des Hauses Wittelsbach sowie das Beitragsaufkommen. Auf der Ausgabenseite stellt die Weiß-Blaue Rundschau mit Druck und Versand den größten Posten dar. Unter dem Strich ergibt sich aus dem ideellen und wirtschaftlichen Bereich eine Unterdeckung von rund 8.000 Euro, die aus den Rücklagen ausgeglichen wurde. Die Revisoren haben das Wirtschaftsjahr geprüft und die Ordnungsmäßigkeit bestätigt.

 

Landrat Otto Lederer leitete die Aussprache und beantragte die Entlastung der Vorstandschaft, die einstimmig erteilt wurde.

Der stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger, selbst auch Mitglied des Bayernbundes, stellte seine Ausführungen unter die Überschrift „Corona hat uns wachgerüttelt“. Die Krise habe gezeigt, dass Bayern und Deutschland bei vielen Produkten vom Ausland abhängig sind. So kommen viele Antibiotika heute aus Indien und landwirtschaftliche Produkte aus der ganzen Welt.

 

Nach den Erfahrungen der letzten Monate wird jetzt die regionale Landwirtschaft neu geschätzt und die Kernbotschaft müsse sein: „Wir arbeiten weltweit gut zusammen, wir müssen aber das, was für uns wichtig ist, selbst in der Hand haben.“ Wir dürfen uns nicht der trügerischen Sicherheit hingeben, dass alles jederzeit vom Weltmarkt zur Verfügung steht.

 

Man dürfe das Corona-Virus nicht auf die leichte Schulter nehmen, bei den Gegenmaßnahmen aber auch nicht über das Ziel hinausschießen. Nach den großen Krisen der letzten Jahre, Flüchtlinge, Klima und jetzt Corona, dürfen wir es nicht zulassen, dass sich unsere Gesellschaft spaltet.

 

Die wirtschaftlichen Zahlen bessern sich und wir müssen darauf achten, dass das Ehrenamt und die Vereine nicht an Attraktivität verlieren. Dem Bayernbund fällt dabei auch eine besondere Rolle zu: zu Bayern, seiner Wirtschaft und seiner Kultur zu stehen und die christlich-abendländische Gesinnung zu pflegen.

Landrat Otto Lederer begrüßte die Teilnehmer der Landesversammlung im Landkreis Rosenheim. „Du suchst das Paradies? Wir nennen es Heimat.“ Heimat lässt unterschiedliche Interpretationen zu über die Sprache, Kultur oder Brauchtum. Heimat ist aber auch ein Gefühl der Geborgenheit und Orientierung und es ist eine Aufgabe des Bayernbundes, diese Orientierung zu geben und uns mit unseren Wurzeln zu beschäftigen.

Prof. Dr. Matthias Bernhardt, Bürgermeister von Oberaudorf betonte, dass es wichtig ist, dass der Bayernbund unsere Kultur befüllt und unsere Jugend erdet, damit sie sich nicht nur mit den sozialen Medien beschäftigt.

Der Landesvorsitzende des Bayerischen Trachtenverbandes, Max Bertl, sprach ein Grußwort als Vertreter der Bürgerallianz und im Namen der Bayerischen Einigung/Bayerische Volksstiftung.

 

Die Bürgerallianz steht für über 2,2 Millionen Mitglieder in den Traditionsverbänden und ist laufend bemüht, die Politik auf überflüssige Bürokratie hinzuweisen. Dabei hat sie auch schon zählbare Erfolge erzielt. Mit dem Innenminister ist man im Gespräch, Gesetze und Verordnungen vorab auch mit den Betroffenen zu diskutieren.

 

„Wir müssen Heimat leben und erleben, erst dann können wir Heimat geben!“

 

Max Bertl bezeichnete den Bayernbund als „Bayerisches Gewissen“, den Bayerischen Trachtenverband als das „Gesicht Bayerns“, die Bayerische Einigung als den „Hüter der Verfassung“ und die Bürgerallianz als das „Herz der Ehrenamtlichen“.

 

Die folgenden Neuwahlen unter der kompetenten Leitung des scheidenden Landesschatzmeisters Dr. Matthias Dambach brachte für die Kandidaten hervorragende Ergebnisse:

Jeweils einstimmig wurden Sebastian Friesinger zum Landesvorsitzenden und Staatsminister Bernd Sibler, Eggstätts 1. Bürgermeister Christian Glas und Ehren-Landesschützenmeister Wolfgang Kink als seine Stellvertreter wiedergewählt.

 

Ebenfalls einstimmig wurde Landesschriftführer Thomas Sax in seinem Amt bestätigt und Bad Aiblings erster Bürgermeister Stephan Schlier zum Landeschatzmeister gewählt.

 

Ebenfalls einstimmig wurden als Beisitzer Thomas Blösel aus Fürth, Hubert Dorn aus München, Monika Kaltner aus Mainburg und Prof. Dr. Dieter Weiß aus Nürnberg bestätigt.

 

Zu neuen Kassenprüfern wurden Christian Bürger und Florian Preit vom Kreisverband Rosenheim gewählt.

 

Der Landesvorsitzende dankte den Grußwortrednern und dem scheidenden Landesschatzmeister Dr. Matthias Dambach jeweils mit einem kleinen Geschenk, der Leiterin der Geschäftsstelle Gabriele Then für die Vorbereitung der Landesversammlung und der Wirtsfamilie Paul Astl für die vorzügliche Betreuung unter Coronabedingungen im Kursaal. Der stellvertretende Landesvorsitzende Christian Glas dankte dem Landesvorsitzenden für seinen unermüdlichen Einsatz. (Fritz Lutzenberger)

 

 

 

Der neue Landesvorstand und Ehrengäste: 1. Reihe von links: Christian Glas, Adolf Dinglreiter, Staatsminister Hubert Aiwanger, Wolfgang Kink, Monika Kaltner, Sebastian Friesinger, Prof. Dr. Dr. Dieter Weiß, Thomas Blösel und Max Bertl. Hintere Reihe von links: Hubert Dorn, Thomas Sax, Stephan Schlier, Otto Lederer und Dr. Matthias Bernhardt.

 

 

 

 

Wander‘ oder spende für Afrika!

Das ist das Motto des LÖWENMARSCHes, zu dem Prinz Ludwig von Bayern in diesem Jahr zum zweiten Mal aufgerufen hat, um für sein Projekt in den ärmsten Regionen Afrikas zu werben. Sein Ziel ist es, jungen Menschen, die dort ohne Zukunftsperspektive aufwachsen, beim Erlernen und Ausüben eines Berufes zu helfen, um sich und ihre Familien ernähren zu können. Durch die Möglichkeiten der digitalen Welt gelingt es, vor Ort Arbeitsplätze zu schaffen, ohne dass sie ihre Heimat verlassen müssen.

Ludwig Heinrich Prinz von Bayern (* 14. Juni 1982 in Landsberg am Lech), ältester Sohn von Luitpold Prinz von Bayern und Ururenkel von Ludwig III., dem letzten König des Königreichs Bayern. Ludwig Prinz von Bayern wuchs auf Schloss Kaltenberg auf und wurde bereits im Kindesalter in ein Benediktinerkloster nach London geschickt. Den längsten Abschnitt seiner Schulzeit verbrachte er im Rhabanus-Maurus-Gymnasium der Erzabtei Sankt Ottilien. Mit 16 Jahren gründete er eine Software-Firma, er programmierte Internetseiten und war recht erfolgreich damit.

Dafür hat Prinz Ludwig, Ururenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III. mit gleichgesinnten Freunden die IT-Schule LEARNING LIONS gegründet, die er persönlich in Kenia betreut. Seit mehreren Jahren werden hier, in der Halbwüste Turkana im Nordwesten des Landes, kostenlos und mit großem Erfolg junge Frauen und Männer ausgebildet. Mit Hilfe von freiwilligen Volontären aus aller Welt sind sie spätestens nach einem Jahr in der Lage, via Internet und über internationale Plattformen IT-Aufträge zu bearbeiten: Für ihre Arbeiten werden faire Honorare gezahlt. Um diese Chance möglichst vielen jungen Afrikanern zu bieten, wird nun ein größerer Campus in der Turkana errichtet: Für den Abschluss der Bauarbeiten und die Ausstattung des Campus‘ werden die Spenden des Löwenmarsches dringend benötigt.

 

Der LÖWENMARSCH

Als ob eine Wanderung über 100 Kilometer von Schloss Kaltenberg zum Schloss Hohenschwangau innerhalb von 24 Stunden nicht schon Anstrengung genug wäre, sorgte ausgiebiger Regen während der Nacht und gegen Ende des Marsches noch für eine zusätzliche Belastung.

Zum Start in der Arena Kaltenberg war auch Wissenschaftsminister Bernd Sibler (gleichzeitig auch stellvertretender Landesvorsitzender des Bayernbundes) als Vertreter der Bayerischen Staatsregierung und MdB Michael Kießling gekommen. Bei schönem Wetter schickten sie die Teilnehmer auf die Reise.

Entlang des Ammersees ging es zunächst bis nach Dießen, nach Einbruch der Dunkelheit vorbei an der Wessobrunner Tassilolinde bis zur Wieskirche und mit dem Sonnenaufgang dann in Richtung Schloss Hohenschwangau. Passend zum Thema liegt das Ziel im „Löwenhof“ des Schlosses.

 

Wer sich die lange Strecke nicht zutraute, konnte für kürzere Abschnitte – ab 20 Kilometern – bei einer der zahlreichen Stationen des Marsches einsteigen oder alternativ den Löwenmarsch einfach mit einer Spende unterstützen.

Ausgiebige Regenfälle erschwerten den Teilnehmern den nächtlichen Marsch von Wessobrunn über Schongau zur Wieskirche. Dort erwartete ein Team des Bayerischen Rundfunks den Prinzen noch vor dem Frühstück.

Unser Redakteur entschied sich dafür, die landschaftlich besonders reizvolle Strecke von der Wieskirche nach Hohenschwangau mit 26 Kilometern in Angriff zu nehmen. Wer selbst mitwandert, kommt auch mit anderen Teilnehmern schnell ins Gespräch.

 

So berichtete Yvonne aus Bad Grönenbach, dass sie nach der Geburt ihrer Kinder ihre Karriere im Leistungssport beendet hat und jetzt viel auf Benefizmärschen unterwegs ist. Sprach’s und ließ den Redakteur schnell hinter sich.

Kurz nach der Wieskirche schwenkten die Wanderer auf das Königsstraßerl ein. Auf einer Bank am Straßenrand fanden Claudia, Petra und Wolfgang aus Füssen ein wasserdicht verpacktes Kuvert mit einer anonymen „Spende für Afrika“, die sie natürlich an Prinz Ludwig weiterreichten.

 

 

Mit eigener Startnummer war auch der kleine Spaniel Ginger unterwegs, der tapfer mit seinem Herrchen die Schlussetappe von 25 Kilometern durchgestanden hat.

 

Auch am Zielort Schloss Hohenschwangau musste der Prinz gleich wieder vor die Kamera: „Das Wetter hat den heurigen Marsch viel schwieriger gemacht als voriges Jahr. Aber das Ziel ist erreicht:“

Insgesamt konnte er für LEARNING LIONS rund 150.000 Euro Spenden einsammeln.

Spenden sind weiter dringend notwendig

 

Prinz Ludwig von Bayern: „Lasst und ein starkes Zeichen der Solidarität setzen! Bitte marschiert mit oder spendet!“

 

Das Spendenkonto ist auch weiterhin geöffnet:

Löwenmarsch e.V. 
IBAN: DE71 7005 2060 0022 6485 70
Sparkasse Landsberg-Dießen

Für eine Spendenquittung bitte den Namen und die Adresse mitangeben!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Prien (hö) – Auf den Tag genau 175 Jahre nach der Geburt von Bayerns berühmtesten Bürger und Monarchen, König Ludwig II. auf Schloss Nymphenburg veranstalteten die Marktgemeinde Prien und die Prien Marketing GmbH eine Gedenkfeier zu Ehren des Jubilars. Die Feier wurde wegen Corona vorab nicht groß öffentlich beworben und wurde mit weniger Teilnehmern durchgeführt als in früheren Jahren. Die Festrede hielt Priens neuer und junger Bürgermeister Andreas Friedrich, die musikalische Gestaltung übernahm die Blaskapelle Prien.

Ort der Feierlichkeiten waren die Schären in Prien-Stock sowie das dortige König-Ludwig-II-Denkmal, von dessen Stelle direkt der Blick auf Schloss Herrenchiemsee möglich ist. Festredner Andreas Friedrich begann mit dem Hinweis, dass er nicht als Historiker oder Sozial-Wissenschaftler sprechen will, sondern dass es ihm ein Anliegen ist, den Menschen und Förderer Ludwig II und seine Bedeutung für Prien und weit darüber hinaus näher vorzustellen und er stellte dazu die hypothetische Frage: „Was wären Prien, der Chiemsee und die Tourismusregion Chiemsee-Alpenland ohne Schloss Herrenchiemsee?“. Hierauf gab er selbst gleich folgende Antwort: „Ich bin überzeugt, dass sich der Tourismus anders entwickelt hätte, dass die Chiemseebahn, wenn sie denn überhaupt gebaut worden wäre, längst eingestellt wäre, dass die Schifffahrt in roten Zahlen wäre und dass tausende von Arbeitsplätzen rund um den See nicht entstanden wären. Unsere Region sähe anders aus und hätte bestimmt eine andere, nicht bessere Entwicklung genommen“.

 

Die Zeit zwischen der Geburt von Prinz Otto Ludwig Friedrich Wilhelm von Bayern (so der volle Name des späteren Königs) im Jahr 1845 und seinem Tod nach nur 40 Jahren, 9 Monaten und 19 Tagen am 13. Juni 1886 in den Fluten des Würmsees, dem heutigen Starnberger See war – so Bürgermeister Friedrich- geprägt von einer sich der Normalität und dem Alltag entziehenden fürstlichen Lebensführung und einem geheimnisvollen Tod. „All das, was zu Lebzeiten des Königs geschah hat dazu geführt, dass der populärste bayerische Monarch bis heute und sicher auch fortan für Stoff gesorgt hat, aus dem Träume, Bücher und Filme sind“. Die Schlösserbauten waren zu jener Zeit ein Konjunktur-Programm sowie eine hohe Förderung der Handwerkskunst in Bayern. „Aber nicht nur das, König Ludwig II. war nicht nur ein Förderer der Kunst und der Bildung, die bis in die heutige Zeit nachklingen, er hatte auch eine besonders starke soziale Ader“. Dies ergänzte Bürgermeister Friedrich mit folgenden Hinweisen: „Als der junge Ludwig im Alter von 18 Jahren 1864 Thronfolger im Königreich Bayern wurde, erhöhte er die Besoldung seiner Hofbediensteten, er ließ aus eigener Tasche den schlecht bezahlten Lehrern ein Weihnachtsgeld auszahlen, er war Schirmherr unter anderem vom Bayerischen Roten Kreuz, von Anstalten für Armenspeisungen, von neugegründeten Krankenunterstützungsvereinen und des Tierschutzvereins München, so dass er schnell als Volkskönig beliebt war“. „Von den vielen technischen Errungenschaften seiner Regierungszeit – der König ließ unter anderem das erste bayerische Elektrizitätswerk bauen – sowie von der Einführung eines hochwertigen Schulsystems profitieren das Land und damit auch der Chiemgau bis heute, aber noch viel mehr spüren wir den Nutzen für den Tourismus“ – so Bürgermeister Andreas Friedrich, der am Rande der Feierlichkeiten auf den Königs-Pavillon am Priener Bahnhof angesprochen dazu sagte: „In diesem Bauwerk aus der Zeit von König Ludwig II. ist heute Technik der Deutschen Bahn untergebracht, aber man könnte es eventuell mal aufhübschen und mit einer Beschriftung für Aufklärung sorgen“.

 

Der Festrede folgte der „König-Ludwig-II-Marsch“ der Priener Blaskapelle im Beisein der Fahnenabordnungen der Priener Traditionsvereine (Königlich-Privilegierte Feuerschützengesellschaft, Gebirgsschützenkompanie sowie Trachtenvereine Atzing und Prien). Hauptmann Rudi Holthausen von den Priener Gebirgsschützen war schon oft in früheren Jahren dabei, sein Resümee war: „Zu Zeiten von Bürgermeister Lorenz Kollmannsberger und Kurdirektor Peter Donauer war alle Jahre eine große König-Ludwig-Feier, mit dabei waren damals auch die Königstreuen und Freunde von Herrenchiemsee mit Dr. Franz Zech sowie der König-Ludwig-Club von München mit dessen Präsidenten Dr. Hannes Heindl, es wäre zu überlegen, ob mit einem regelmäßigen Ryhthmus, zum Beispiel alle fünf Jahre diese ehrwürdige Tradition wieder fest im Priener Gesellschaftsleben verankert werden könnte“. Ehe die Feier mit der Bayernhymne (die 3. Strophe beginnt im übrigen mit: „Gott mit ihm, dem Bayernkönig, Segen über sein Geschlecht. Denn mit seinem Volk in Frieden wahrt er dessen heilig Recht.) erschallten noch Salut- und Kanonenschüsse. „Normal war es zu Königszeiten üblich, dass für den Monarchen 21 mal geschossen wurde“ – so Michael Feßler, der mit seinem Sohn Martin mit einer im Familienbesitz befindlichen und aus einer Rosenheimer Kanonenfabrik stammenden Uralt-Kanone („Sie war schon 1926  dabei, als das Schiff Ludwig Feßler Stapellauf hatte“)  dreimal schoss, für drei weitere Kanonenschüsse sorgte Erwin Nischbach vom gemeindlichen Bauhof mit einer Vorderlader-Kanone. Zudem ließ sich die Königlich Privilegierte Feuerschützengesellschaft von Prien lautstark und dreifach hören. Aufgrund der schönen Witterung und der derzeit guten Belegung der Tourismusorte rund um den Chiemsee fanden sich doch einige Besucher ein, diese waren hoch erfreut über die kleine, aber würdige Feier zum 175. Geburtstag von König Ludwig II.

 

Foto/s: Hötzelsperger – Eindrücke von der König-Ludwig-II-Gedenkfeier in Prien mit Bürgermeister Andreas Friedrich als Festredner.

 

Von Prof. Dr. Dieter J. Weiß

Als Prinz Otto Ludwig Friedrich Wilhelm von Bayern am 25. August 1845 auf Schloß Nymphenburg in München geboren wurde, war Bayern noch ein souveränes Königreich, über das sein Großvater König Ludwig I. regierte. Bayern war seit 1818 ein Verfassungsstaat, der König war auf die Mitarbeit des Landtags aus zwei Kammern angewiesen. Bayern verfügte über die volle Souveränität und Militärhoheit und war lediglich Mitglied des Deutschen Bundes. Der Vater des kleinen Prinzen war Kronprinz Maximilian, die Mutter war die evangelische Prinzessin Marie Friederike von Preußen. Da der künftige Thronfolger wie schon sein Großvater am Tage des Hl. König Ludwigs von Frankreich, dem 25. August, geboren wurde, erhielt er ganz selbstverständlich auch den Namen Ludwig, der auf Drängen des Großvaters zum Rufnamen und damit zu dem Königsnamen der Wittelsbacher werden sollte.

Als König Ludwig II. von Bayern am 13. Juni 1886 in den Fluten des Würmsees zu Tode kam, war Bayern ein Bundesstaat des Deutschen Reiches geworden, hatte auf weite Teile seiner Souveränität verzichten und nur die Militärhoheit in Friedenszeiten, einige Steuerprivilegien und Reservatrechte behaupten können. Zwischen diesen Daten – 1845 und 1886 – erstreckte sich das Leben des wohl populärsten bayerischen Monarchen, der noch heute Emotionen zu wecken vermag. Eine sich der Normalität und dem Alltag entziehende fürstliche Lebensführung und ein geheimnisvoller Tod bieten offenbar den Stoff, aus dem die Träume sind. Auch mehrere Filme haben sich mit der Person des Königs befaßt: 1955 führte Helmut Käutner die Regie für Ludwig II. – Glanz und Ende eines Königs mit O. W. Fischer in der Hauptrolle, 1972 drehte Luchino Visconti Ludwig II. mit Helmut Berger in der Titelrolle, um nur zwei Beispiele zu nennen.

 

Der Kunstmäzen

 

Die Beschneidung seiner Souveränität 1871 führte dazu, daß sich Ludwig II. immer weiter aus der Politik zurückzog und sich in eine von ihm aufgebaute Scheinwelt flüchtete. Je mehr der König von Bayern seine wirklichen Souveränitätsrechte an das Reich abtreten mußte und an realer Macht einbüßte, desto mehr steigerte sich seine Auffassung vom idealen Herrschertum und seiner absoluten Machtfülle, die er in der Realität nicht mehr ausüben konnte.

König Ludwig II. war durchdrungen von der Sendung der Kunst, was sein bedeutendes Mäzenatentum auslöste – am bekanntesten ist seine Unterstützung Richard Wagners. Aber auch seine Schloßbauten förderten Architekten und Kunsthandwerker und bedeuteten gleichzeitig einen Innovationsschub für die betroffenen Regionen. Die Schlösser entstanden weitab der Hauptstadt München in malerischen Landschaften. Der Gedanke an die Repräsentation der Herrschaft wurde hier aufgegeben, sollte die Öffentlichkeit doch gerade ferngehalten werden. Ludwig II. selbst schuf die Pläne für die Erbauung von Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee. Die Vorbilder für seine Schloßbauten hatte er auf Frankreichreisen und durch Abbildungen und Berichte kennengelernt. Von den Arbeiten gingen starke Impulse für das hohe Ansehen des bayerischen Kunstgewerbes noch um die Jahrhundertwende aus, mußten die Kunsthandwerker doch alte Techniken auf höchstem Niveau wieder erlernen. Erst in den letzten Jahrzehnten wurden diese Schloßbauten als Hauptwerke des europäischen Historismus erkannt, der selbst eine lange Zeit mißachtete Kunstepoche bildete.

Schloss Linderhof gilt als das Lieblingsschloss von König Ludwig II. Für ihn bildete es einen königlichen Themenpark mit vielen weiteren nahen Bauten. Literaturhinweis: Marcus Spangenberg: Linderhof Erbautes und Erträumtes im Gebirge, Verlag Pustet Foto: Fritz Lutzenberger

 

Technische Innovationen

 

Als Kunstmäzen und als Bauherr bedeutendster Schlösser des Historismus, der Arbeitsplätze schuf und verloren gegangen geglaubte Techniken von Kunsthandwerkern sicherte, ist der König noch immer im allgemeinen Bewußtsein. Weniger kennt man ihn als Förderer innovativer Techniken und Entwicklungen bis hin zu Überlegungen für eine Flugmaschine. Zur Verwirklichung seiner Phantasien stützte er sich auf die Errungenschaften der modernen Naturwissenschaften.

Mit der Unterstützung des Physikprofessors Wilhelm von Beetz ließ er das erste bayerische Elektrizitätskraftwerk von Siemens & Halske einrichten. Mit dessen Hilfe konnte die „Venusgrotte“ bei Schloß Linderhof effizient und stilecht beleuchtet werden. Ludwig II. war auch der Halter des wohl ersten elektrisch beleuchteten Fahrzeugs nicht nur in Bayern. Ein Gemälde von Rudolf Wenig hält die Erinnerung an die Schlittenfahrten des Königs im verschneiten Gebirgswald fest, das Licht strahlt von der von zwei Putten gehaltenen Königskrone an der Spitze des Gefährts aus – im Marstall in Nymphenburg kann der Schlitten im Original besichtigt werden. Das vermeintlich mystische Licht aber stammte von einer elektrischen Glühbirne mit einer Batterie im Schlittenkasten, eine der frühesten Verwendungen von Elektrizität als Energiequelle.

 

Die Gründung der Polytechnische Schule zu München

 

Ludwig II. war auch sonst für technische Innovationen aufgeschlossen und so gar nicht der weltfremde Romantiker und Märchenkönig, als der er so gerne dargestellt wird. Dieser König inaugurierte im Jahr 1868 die „Königlich-Bayerische Polytechnische Schule zu München“ in seiner Residenzstadt als Hochschule, was einen ungeheueren Traditionsbruch darstellte. Akademische Bildung war lange Theologen und Juristen, Medizinern und Philosophen im weitesten Sinne vorbehalten – und erst über die Philosophische Fakultät gelangten Naturwissenschaften, Sprachen, Geschichte und Realwissenschaften zu akademischen Ehren. In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren die wirtschaftliche Entwicklung und die Industrialisierung weit fortgeschritten, neue Herausforderungen und Aufgaben verlangten eine veränderte Ausbildung. Die praktische naturwissenschaftliche und technische Ausbildung erfolgte aber noch unabhängig von der Gymnasial- und Universitätsbildung.

Im Jahr des Regierungsantritts Ludwigs II. 1864 erfolgten mehrere Neuerungen für die technische Ausbildung. Neben das traditionelle Gymnasium als humanistischer Lehranstalt traten das Realgymnasium und die Oberrealschule zur Vorbereitung für technische Berufe. Allerdings war man damit noch immer von einer universitären Verankerung unmittelbar praktisch nutzbarerer Naturwissenschaften weit entfernt. Planungen für eine Verbesserung der Polytechnischen Schule München wurden aber verfolgt. Als Vorbilder konnten die Anstalten in Paris, Zürich, Karlsruhe und Dresden dienen. Gottfried von Neureuther entwarf den Neubau für die Polytechnische Schule an der Arcisstraße in München, um dessen Gestaltung sich Ludwig II. persönlich gekümmert hatte.

König Ludwig II. ließ die Technische Hochschule im Jahr 1868 zunächst noch unter der alten Bezeichnung Polytechnische Schule eröffnen. Beim Festakt betonte Minister Gustav Ritter von Schlör, die exakten Wissenschaften sollten zum Gemeingut der Schüler werden und diese die Resultate der Wissenschaften für die Praxis vermitteln. Am 6. August 1877 gewährte König Ludwig II. endlich die Bezeichnung „Königlich Bayerische Technische Hochschule zu München“ und verlieh ihr die Gleichstellung mit den übrigen bayerischen Universitäten. Dies bedeutete eine wirkliche Innovation. Die goldene Amtskette des Rektors ziert ein Brustbild Ludwigs II. als des Stifters der Hochschule. Der Monarch nutzte die Expertise der Hochschullehrer auch für seine privaten Interessen.

 

Ein ewig Rätsel will ich bleiben mir und anderen

 

Wenn die Extravaganzen des Königs, seine Bauleidenschaft und seine nächtlichen Ausfahrten bei Fackelschein, auch die Anhänglichkeit der oberländischen Bevölkerung, sofern sie davon erfuhr, noch steigerte und das Ansehen des Königs über seinen Tod hinaus ins Mythische überhöhte, so bedeutete das Fehlen des Königs in den politischen und wirtschaftlichen Zentren des Landes doch eine Belastung für den monarchischen Gedanken. Andrerseits verfolgte der König bei der Errichtung seiner Bauwerke wohl auch den Gedanken, sein Königtum angesichts der seit 1866 gefährdeten und 1871 weitgehend verlorenen Souveränität durch Symbole zum Ausdruck zu bringen – und steht damit bis heute für Bayern. Und dazu stützte er sich auch auf die modernsten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und Errungenschaften seiner Zeit. Auch diese Facetten der vielschichtigen Persönlichkeit Ludwigs II. sollten beachtet werden – bis heute eben ein ewig Rätsel.

 

 

 

Literaturhinweis: Jean Louis Schlim, Ludwig II. – Traum und Technik, München 2001.

 

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Foto: Von Joseph Albert – http://www.schloesser.bayern.de, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=836387

 

 

 

 

 

Von Studiendirektorin a.D. Anneliese Peltz

Vor genau 400 Jahren wurde die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt auf dem Hohenpeißenberg eingeweiht. Ursprünglich stand auf dem Berg seit 1514 nur eine kleine, bescheidene Kapelle mit einer Muttergottesstatue. Dieses spätgotische, geschnitzte Bildnis der Mutter Maria mit dem göttlichen Kind auf dem Schoß war ein Geschenk aus dem Stadtschloss in Schongau. Nachdem das Vieh eines Bauern aus Peiting aus einer Seuche gerettet wurde und auch andere Gebete erhört wurden, gewann die Muttergottesstatue sehr schnell den Ruf eines Gnadenbildes, und es kam zu einem regelrechten Ansturm der Wallfahrer.

Die Augustiner Chorherren im Kloster Rottenbuch beobachteten die Entwicklung mit großem Interesse, und sie bekamen im Jahr 1604 die Wallfahrtsseelsorge von Herzog Maximilian I. übertragen. Trotz einer Vergrößerung konnte die kleine Kapelle die vielen Pilger nicht mehr aufnehmen, und so entschloss sich Probst Georg Siesmair zu einem Neubau. Herzog Maximilian I. spendete den Bauplatz und im Jahr 1616 wurde mit dem großen Kirchenbau begonnen.

: Ausschnitt aus dem Deckenfresko der Gnadenkapelle von Matthäus Günther, dem wohl größten Kirchenfreskanten Bayerns, Süddeutschlands und Tirols in der Zeit nach 1740: „…ist das Hauptfresko ganz der örtlichen Wallfahrt gewidmet. Bemerkenswert ist, daß hier nun zum erstenmal nicht eine Heiligenlegende ausgestaltet wird …, sondern im Panorama die Landschaft des Hohenpeißenberg bis in alle Einzelheiten wiedergegeben und mit der Gründungsgeschichte seiner Wallfahrt verwoben erscheint.“ (Franz X. Schlagenberger: Matthäus Günther, Gundersheimer 1930) Foto: Fritz Lutzenberger

Die Gnadenkapelle – die Keimzelle der Wallfahrt – wurde in ihrem Bestand belassen und der Neubau mit Turm direkt östlich an die Kapelle angeschlossen. Dadurch entstand die ganz spezielle Form einer Doppelkirche. Mit den Maßen von 30 Metern Länge und neun Metern in Breite und Höhe, wurde es ein monumentaler Bau und der erste im Stil der ausgehenden Renaissance im Pfaffenwinkel. Der helle Raum erfreut durch seine feine Stuckdekoration aus Zierbändern von Perlstab und Herzlaub sowie kleinen, geflügelten Engelsköpfchen. Der Baumeister war möglicherweise der Weilheimer Hans Krumpper, Hofbaumeister in München, mit dem die Augustiner Chorherren in Kontakt standen.

Weitere große Weilheimer Künstler wurden mit der Innenausstattung beauftragt. So schuf der Bildhauer Bartholomäus Steinle die Altäre und die Pieta an der Nordwand des Langhauses. Die Bilder der Seitenaltäre, Kreuzigung und Auferstehung Christi, malte Elias Greither der Ältere. Die beeindruckende Emporenbrüstung und die Kanzel sind mit kunstvoller Intarsienarbeit aus verschiedenen Hölzern verziert.

Ursprünglich gab es nur eine Empore, von der aus eine Seitengalerie zur Kanzel führte. Am unteren Rand dieser Empore ist das Entstehungsdatum der Kirche schriftlich festgehalten: „Dies Gotshaus wardt von Grundt aus neu gepauen …… durch Georgium Siesmair, Probst und Erzpriester im Kloster zu Raitenbuech, anno MDCXIX, ……“. Die zweite Empore wurde erst im Jahr 1807 eingezogen. Dafür wurde die Seitengalerie abgebrochen und als Brüstung verwendet. Der herzogliche Hof beteiligte sich auch an der Ausstattung der Kirche: Maximilian I. stiftete den Hochaltar, sein Vater Wilhelm V. und sein Bruder Albrecht VI. die Seitenaltäre.

Das Pfarrhaus, ein kleines Stück östlich der Kirche erbaut, war zunächst durch eine Brücke mit der Kirche verbunden. Erst im Jahr 1678 wurde es vergrößert und, so wie es sich heute darstellt, mit der Kirche verbunden. Die Einweihung des prachtvollen Gebäudes fand im Jahr 1620 statt. Die Kirche wurde der Mutter Gottes geweiht und hat ihr Patrozinium am 15. August, an „Maria Himmelfahrt“.

Leider sollte das folgende Jahrhundert eine schwierige Zeit für die Gläubigen werden. Die Menschen litten im Dreißigjährigen Krieg und unter der gleichzeitig grassierenden Pest. Die Gnadenstätte wurde geplündert und es herrschte großes Elend. Aber gerade in diesen schweren Zeiten machten sich die gläubigen Menschen hilfesuchend zur Gnadenstätte auf. Als am Ende des 17. Jahrhunderts auch noch der Spanische Erbfolgekrieg Bayern erfasste, wurde das Gnadenbild zeitweilig nach München evakuiert und die Kirche war in einem desolaten Zustand.

Im Jahr 1705 kehrte das Gnadenbild zur großen Freude der Bevölkerung auf den Hohenpeißenberg zurück. Kurz darauf, im Jahr 1717, erhielt die Kirche mit den prachtvollen Barockaltären ihr heutiges Aussehen. Das große Altarbild zeigt die Aufnahme Marias in den Himmel und wurde von dem Rottenbucher Maler Matthias Pusjäger geschaffen. In die Seitenaltäre wurden die alten Bilder der Vorgängeraltäre eingearbeitet. Der ursprüngliche Altar von Bartholomäus Steinle wurde entfernt und stand bis in die 1880er Jahre in der Basilika zu Altenstadt. Einige Engelsfiguren von Steinle wurden in die neuen Seitenaltäre eingebaut. Die zentrale Muttergottesfigur des Steinle-Altars befindet sich heute im Bayerischen Nationalmuseum.

: Das Ziel der Pilger: die Muttergottesstatue in der Gnadenkapelle Foto: Anneliese Peltz

Mit dem 18. Jahrhundert begann die Blütezeit der Wallfahrt zu „Unserer lieben Frau“ und erreichte im hohen Rokoko Mitte des Jahrhunderts ein nie gekanntes Ausmaß. Bis zu 40.000 Menschen pilgerten jährlich auf den Berg und erbaten Rettung aus ihrer Not. Unzählige Votivgaben bezeugten eine Heilung oder Besserung der Notlage. Das Mirakelbuch von Pater Anselm Manhardt (1718) dokumentiert viele dieser Wunder.

Mit dem Zeitalter der Aufklärung und dem Vormarsch der Wissenschaften gegen Ende des Jahrhunderts verlor die Wallfahrt an Bedeutung und wurde gar verboten. Im Zuge der Säkularisation 1803 wurde die Kirche geschlossen und der Wallfahrt die Existenz beraubt. Die Kirchengebäude wurden zur Versteigerung und zum Abbruch ausgeschrieben. In dieser Zeit hatten nur Pfarrkirchen eine Daseinsberechtigung.

Es ist dem letzten Chorherrn Primus Koch zu verdanken, dass die Wallfahrtsstätte erhalten blieb. Durch seinen großen Einsatz wurde im Jahr 1805 eine eigene Pfarrei Hohenpeißenberg gegründet, und damit war die Kirche auf dem Berg gerettet. Nach dem Bau einer neuen Pfarrkirche am Fuß des Berges im Jahr 1961 erhielt Mariä Himmelfahrt nach mehr als ein und einem halben Jahrhundert die ursprüngliche Bestimmung als Wallfahrtskirche zurück.

Die traditionelle Wallfahrt des Lechgaus auf den Hohenpeißenberg musste in diesem Jahr leider entfallen. Foto: Christine Wölfle

Heute zieht die Kirche immer noch Wallfahrer und viele andere Besucher an. Ihre majestätische Lage und die würdevolle Ruhe und Schönheit im Inneren machen sie auch im 21. Jahrhundert noch zu einem beeindruckenden Kraftort.

(Fotos: Ulf Köhler DWD, Anneliese Peltz, Christine Wölfle, Fritz Lutzenberger)

 

Frauenchiemse (hö) – Chiemsee, die kleinste Gemeinde Bayerns hat für die Bewohner, Gewerbetreibenden und Gäste der Fraueninsel jetzt ein schnelles Internet. Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker persönlich startete das Gigabitnetz und machte am Beispiel von Frauenchiemsee deutlich, dass in Bayern der Internet-Ausbau mit Riesenschritten vorangeht. Nicht nur für das Kloster, sondern für alle Insulaner und deren Besucher bedeutet die Freischaltung einen weltlichen Segen.

Im Rahmen eines kleinen Festaktes direkt am Chiemsee-Ufer der Insel freute sich der neue Inselbürgermeiste Armin Krämmer, dass das schnelle Internet noch zur Sommersaison fertig gestellt worden ist. „Damit konnten wir eigentlich gar nicht rechnen, weil die Bauzeit mit drei Jahren veranschlagt gewesen war und diese doch ein Jahr früher vollendet werden konnte“. Für Alt-Bürgermeister Georg Huber war der Breitbandausbau in seiner 24jährigen Amtszeit das längste und schwierigste Projekt. „In vielen Jahren haben wir uns herangetastet, es gab immer wieder Rückschläge, aber letztlich gab es durch das Förderprogramm doch noch einen Lösungsweg. Hier hat sich bewährt, dass steter Tropfen den Stein höhlt“ – so Georg Huber, der bereits bei Vor-Vor-Gänger von  Finanzminister Albert Füracker, bei Prof. Kurt Faltlhauser  den Spitznamen „Der Räuber vom Chiemsee“ erhielt, weil er unnachgiebig vorstellig wurde. Wie Huber in seinem Rückblick weiter erinnerte, waren am Zustandekommen der 1,2 Kilometer langen gigabitfähigen Glasfaser-Seekabel von Gstadt zur Fraueninsel unter anderem auch der vormalige Finanzminister Dr. Markus Söder, Landtagspräsidentin Ilse Aigner und all die Jahre auch als vor Ort zuständiger Landtagsabgeordneter Klaus Stöttner beteiligt.  „Schade ist nur, dass die von der Gemeinde Chiemsee gewünschte Mitversorgung der Herreninsel nicht für notwendig erachtet wurde, aber das kann ja noch werden“ – so der Alt-Bürgermeister abschließend.

Minister Füracker: „Gigabit-Start hat historische Bedeutung“

Staatsminister Albert Füracker bezeichnete den Breitbandausbau in zum Teil 25 Metern Seetiefe und den aktuellen Start als historische Bedeutung für die Insel in schwierigen Zeiten und er sagte: „Die digitale Versorgung ist in Bayern kein Privileg für die Städte und Ballungsräume, sondern genauso wichtig auch für den ländlichen Raum. So haben wir ein Jahr nachdem wir in Balderschwang Bayerns zweitkleinste Gemeinde über die Alpen erschlossen haben nunmehr die kleinste Gemeinde unter Wasser erreicht. Im übrigen haben wir nach der Verbindung Europa-Amerika nunmehr ein zweites wichtiges Seekabel auf der Welt“. Desweiteren bezeichnete der Minister die fast 225.000   investierten Euro als gut angelegtes Geld und er dankte ganz besonders der Firma Telekom, die der Herausforderung gewachsen war und die Fraueninsel zu einem Erfolgs-Leuchtturm-Projekt gemacht hat. Dipl.-Ing. Josef Scherl als Konzernbevollmächtigter Süd der Telekom Deutschland GmbH seinerseits bedankte sich bei den Bauleuten und bei der Gemeinde Chiemsee, dass sie effizient und gegenseitig unterstützend zusammengeholfen haben. Für Landtagsabgeordneten Klaus Stöttner ging ebenfalls ein Marathon-Anliegen zu Ende. „Die Sonder-Förderung für Kleinst-Gemeinden wurde lange nicht befürwortet, jetzt aber kann die Fraueninsel mit rund 20.000 Übernachtungen im Jahr allein im Kloster mithalten. Dort sind nämlich Seminargäste aus aller Welt, von vielen Universitäten und auch von der NASA in Houston zu Gast“ – so Klaus Stöttner.

Landtagsabgeordneter Klaus Stöttner: „Der Start war nach vielen Jahren der Verhandlungen ein Meilenstein für das Kleinod Frauenwörth, jetzt passt es wieder, dass in Bayern der Spruch Laptop und Lederhose Gültigkeit hat. Die Sonderförderung ist für die Gemeinde Chiemsee, für die Insulaner aber ganz besonders für das Kloster von enormer Bedeutung, da sich im Kloster viele internationale Gäste aufhalten“.

Alt-Bürgermeister Georg Huber: „Manchmal hatte ich in der langen Zeit der Wünsche und Planungen schon das Gefühl der vergeblichen Liebesmühe. Anfangs wurden wir wegen der Zugehörigkeit zur Verwaltungsgemeinschaft Gstadt und der dortigen Haushaltslage nicht so förderfähig eingestuft, aber letztlich hat es die Politik überzeugt, dass wir Unterstützung als kleinste Gemeinde Bayerns brauchen“.

Neu-Bürgermeister Armin Krämmer: „Die Übertragungs-Geschwindigkeit von einem Gigabite in der Sekunde bedeutet für uns einen echten kommunalen Vorteil, der gerade rechtzeitig und eher als es die Bauplanungen vorsahen für alle Gastgeber, Gewerbetreibenden und Gäste auf der Fraueninsel Freude macht“.

Wirt Florian Ebner vom Gasthof „Zur Linde“: „Bei uns und besonders im Biergarten haben wir viel automatisiert, die Kellner arbeiten in der System-Gastronomie über EC-Geräte, was für die Gäste wichtig ist, weil es schnell geht. Wenn wir bei vielen Besuchern kein Netz hatten, hatten wir bislang oft große Probleme, das ist jetzt Gott sei Dank vorbei“.

Wirt Michael Leiner vom Klosterwirt: „Die Gäste von heute wollen stets mit dem Internet verbunden sein können, das wird heute schon vorausgesetzt und erwartet. Zudem erleichtert es unsere gesamten Arbeitsabläufe und es erspart uns enttäuschte Gäste. Jetzt sind wir nicht mehr abseits, sondern auf der Insel wieder mitten im Geschehen.

Frau Äbtissin Johanna Mayer, OSB: „Mit dem Start des Breitbandes geht eine sorgenvolle Zeit vorbei, das Gigabitnetz auf der Fraueninsel ist ein weltlicher Segen für das Kloster vor allem für die vielen Seminar-Gäste aus aller Welt, die trotz der gesuchten Insel-Ruhe mit der Welt draußen verbunden sein wollen oder dies für ihre Berufe brauchen“. (Text und Bild: Anton Hötzelsperger)

 

Das Haus der Bayerischen Geschichte veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Aichach-Friedberg und den Städten Aichach und Friedberg die Bayerische Landesausstellung 2020 mit dem Titel „Stadt befreit. Wittelsbacher Gründerstädte“. Ausstellungsorte sind das neu renovierte Wittelsbacher Schloss in Friedberg und das FeuerHaus in Aichach im Wittelsbacher Land – dort, wo der Aufstieg der späteren Kurfürsten- und Königsfamilie der Wittelsbacher ihren Anfang nahm.

Bayern wird zum Städteland

Die Bayerische Landesausstellung 2020 erzählt, wie und wann Bayern zum Städteland wurde. Das uns heute so vertraute System der bayerischen Städte und Märkte ist in einem historisch gesehen verhältnismäßig kurzen Zeitraum etwa von 1200 bis 1300 entstanden. Mit der gezielten Gründung und Förderung von Städten und Märkten festigten bayerische Große, vor allem die junge Herzogsdynastie der Wittelsbacher, ihre wirtschaftliche, militärische und politische Macht. Für die Menschen bot das Leben in den neuen Städten viele Chancen: Sicherheit der Person, Schutz des Eigentums, Freiheit des Handels. Und so lautet ein bis heute populärer Rechtssatz: „Stadtluft macht frei!“.

Kostbare Leihgaben und virtuelle Stadtgeschichten

In den nach der Renovierung nun wieder zugänglichen historischen Räumen von Schloss Friedberg präsentiert die Ausstellung mit kostbaren Leihgaben die Gründungsgeschichte der altbayerischen Städte bis ins Spätmittelalter. Erzählt wird von den wenigen traditionellen Metropolen und den neuen Zentren, von Herrschern und Siedlern, von Handel und Wandel und dem Entstehen einer selbstbewussten stadtbürgerlichen Welt. In Aichach steht für die Landesausstellung die multifunktionale Halle des FeuerHauses direkt am Rand der Altstadt zur Verfügung. Das Ausstellungsgebäude bietet den nötigen Freiraum für multimediale Inszenierungen. Hier erleben die Besucher virtuell Stadtgeschichten aus dem Mittelalter und können diese mit der heutigen bayerischen Städtelandschaft und ihrer eigenen Lebenswelt verbinden. Beleuchtet werden auch Planstädte und Zukunftsvisionen von gestern, heute und morgen. Darüber hinaus wird ein für Landesausstellungen neuartiges Konzept angewendet, bei dem die idealtypische „wittelsbachische“ Stadtanlage Aichachs mit Führungen aus der Ausstellung heraus erschlossen wird.

Wo und wie leben wir heute?

Wenige Fragen sind heute für das Leben der Menschen so aktuell wie diejenige: „Wo und wie leben wir?“ Die Bayerische Landesausstellung 2020 gibt dieser Frage historische Tiefe und rückt die Entstehung der heutigen bayerischen Siedlungsstruktur seit dem Mittelalter in den Blick.

Die Ausstellungsorte

Die Bayerische Landesausstellung 2020 blickt weit zurück, bis ins 12. Jahrhundert, in die Zeit nach 1180. Sie beschäftigt sich mit den tiefgreifenden Weichenstellungen, die bereits die frühen Wittelsbacher vorgenommen haben, aber bis heute in Bayern nachwirken. Konsequenterweise sollte der Ausstellungsort in der Nähe der ehemaligen Stammburg des bedeutendsten bayerischen Adelsgeschlechts liegen. Auch wenn diese Burg bereits vor Jahrhunderten zerstört wurde und nur noch geringe Reste der einstigen Anlage erkennbar sind, so ist der Name des heutigen Stadtteils von Aichach – Oberwittelsbach – immer noch präsent: im Namen der ehemaligen Herzöge, Kurfürsten und Könige von Bayern und im Namen der Region, dem Wittelsbacher Land.

Dort findet in zwei Wittelsbacher Städten die Bayerische Landesausstellung 2020 statt: Im aufwändig renovierten Wittelsbacher Schloss in Friedberg und im FeuerHaus in Aichach. Beide Standorte bringen bestmögliche Bedingungen mit: Einerseits das markante Schloss in Friedberg, das den würdigen Rahmen und ideale konservatorische Bedingungen für die wertvollen Exponate aus Bayern, Deutschland und mehreren europäischen Ländern in Friedberg bietet.
Und andererseits das zentral in Aichach gelegene FeuerHaus, das die nötigen (medialen) Gestaltungsmöglichkeiten lässt, um die verschiedenen Facetten von Stadtleben und Stadtplanung im Wandel der Jahrhunderte nachzuzeichnen. Von dort aus wird auch die Stadt Aichach mit eigens konzipierte Stadtführungen erlebbar.

Weitere Informationen zum Wittelsbacher Land und unseren Partnerstädten finden Sie unter https://wittelsbacherland.de/bayerische-landesausstellung-2020

 

Die beiden Ausstellungsstädte sind übrigens bestens miteinander verbunden. Mit der Bahn und mit dem Auto liegen nur rund 15 Fahrminuten dazwischen. Auf dem Fahrrad oder dem E-Bike erleben Sie auf etwa 20 Kilometern außergewöhnliche Natur hautnah. Wer auf der Strecke zwischen Aichach und Friedberg den Wittelsbachern nachspüren möchte, kann sich auch für einen lohnenswerten Umweg entscheiden: die neu geschaffene, rund 55 Kilometer lange “Wittelsbacher Spuren-Tour”.

Führungen für Gruppen und Onlinereservierung jetzt möglich!

 

Seit dem 10. Juni, steht die Bayerische Landesausstellung im Wittelsbacher Schloss in Friedberg und im FeuerHaus in Aichach für das Publikum offen. Eine Landesausstellung in Corona-Zeiten mit Maskenpflicht, Besucherobergrenzen und Abstandsregeln: trotz dieser Umstände war der Besuch erfreulich hoch. Insgesamt kamen in den ersten 30 Tagen über 10.000 Besucherinnen und Besucher nach Friedberg und Aichach. Die meisten nach Friedberg, aber auch Aichach hält sehr gut mit. An beiden Standorten zusammen wurden rund 6.000 Kombikarten verkauft.

Besonders begeistert zeigten sich die Besucherinnen und Besucher von der abwechslungsreichen Gestaltung, den kostbaren Exponaten in Friedberg und der multimedialen Präsentation im FeuerHaus in Aichach. Gelobt werden außerdem die Führungen und der Besucherservice.

Die aktuellen Lockerungen ermöglichen dem Haus der Bayerischen Geschichte und seinen Mitveranstaltern erhebliche Erleichterungen im Betriebsablauf: die 10 m²-Regelung lässt eine Verdoppelung der Personenzahl zu, die sich zeitgleich in den Räumlichkeiten aufhalten dürfen. Ein spontaner Ausstellungsbesuch dürfte damit kein Problem mehr sein.

Wer sicher gehen möchte, der kann bequem von daheim aus ein Zeitfenster für den Ausstellungsbesuch buchen: entweder über die Buchungshotline unter 0821 450 57 457 (von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr) oder über das neue Onlinereservierungssystem unter www.onlineticket.bayern <http://www.onlineticket.bayern>

Führungen in Aichach und Friedberg – Reisegruppen erwünscht

Die virtuelle Ausstellung im FeuerHaus Aichach kann jeder Besucher individuell erleben. Für die Besichtigung des größten Ausstellungsexponates, die Altstadt, empfiehlt sich jedoch eine Führung. Eine Anmeldung für die 60-Minuten-Führung “Stadt als Exponat” erfolgt über die Hotline oder das Reservierungssystem. Ein Beginn der Stadtführung ist zu jeder Viertelstunde möglich. Ebenso möglich ist die Teilnahme an einer der Turnusführungen (maximale Teilnehmerzahl: 15 Personen). Diese finden um 14:00 Uhr statt, an Wochenenden und Feiertagen zusätzlich um 11:00 Uhr.

Den Landesausstellungsteil im Wittelsbacher Schloss in Friedberg können nun auch gebuchte Reise- oder Besuchergruppen mit bis zu 48 Personen erleben! Die Kosten für Gruppenführungen liegen bei einer Pauschale von 60€ zzgl. dem reduzierten Eintrittspreis (ab 12 Personen). Die Buchung erfolgt über die Hotline oder das Onlinesystem.

 

Turnusführungen für Einzelbesucher finden mit begrenzter Teilnehmerzahl (12 Personen) täglich um 9:00 Uhr, 11:30 Uhr, 14:00 Uhr und 16:00 Uhr statt. Auch dafür ist eine Vorreservierung online oder telefonisch hilfreich.

Angebote für Schulklassen

Ab dem neuen Schuljahr im September 2020 bietet das Haus der Bayerischen Geschichte wieder einen Großteil seines museums-pädagogischen Programms an. Angepasst an die aktuellen Bestimmungen ist das Programm nun wieder regulär buchbar. Zur Buchung verfügbar sind bereits jetzt zusätzliche Ferienangebote in den Sommerferien!

Details zu unseren museumspädagogischen Angeboten finden Sie hier: www.hdbg.de/stadt-befreit/angebote-fuer-schulklassen <http://www.hdbg.de/stadt-befreit/angebote-fuer-schulklassen>

Aktuelle Informationen zur Bayerischen Landesausstellung erhalten Sie unter www.hdbg.de/stadt <http://www.hdbg.de/stadt>  befreit

(Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte www.hdbg.de)

 

 

Bayern/Ruhpolding/Berchtesgaden/Tegernsee – Der Todestag von Ludwig Ganghofer jährt sich am 24. Juli zum 100. Mal. Er war ein bedeutender bairischer Schriftsteller und der Verein „Bairische Sprache und Mundarten Chiemgau-Inn“ möchte aus diesem Anlass an ihn erinnern.

Geboren am 7. Juli 1855 in Kaufbeuren, wächst Ludwig Ganghofer als Sohn eines Försters an verschiedenen Orten in Bayern auf. Nach dem Abitur am Königlich-Bayerischen Gymnasium in Regensburg, im Jahr 1873 wollte er Techniker werden und arbeitete deshalb ein Jahr als Schlosser und Monteur in der Riedingerschen Maschinenfabrik in Augsburg. 1875-79 studierte er zuerst Maschinentechnik am Polytechnikum München, dann Literaturgeschichte und Philosophie an den Universitäten München, Berlin und Leipzig, wo er 1879 zum Dr. phil. promovierte. 1880 wird sein erstes Schauspiel „Der Herrgottschnitzer von Ammergau” am Münchner Gärtnerplatztheater aufgeführt, es wurde anschließend in  Berlin über hundert Mal gespielt und zu einem Riesenerfolg. Ganghofer arbeitete danach als Dramaturg am Wiener Ringtheater. 1882 heirate er dort sein Frau Katinka Engel und 1883 legt er mit dem „Jäger von Fall“ ein Romanmanuskript vor, das sich auf seinen eigenen Erlebnissen gründete. Der Roman wird zu einem Erfolg und er schreibt weitere Romane, wie z. B. „Der Klosterjäger“.

Der Schriftsteller arbeitet auch als Feuilletonist für das Wiener Tagblatt und ist zugleich Theaterrezensent. 1883 kommt die erste Tochter Lolo auf die Welt, 1890 werden die Zwillinge Sofie und Gustl geboren. Die Familie lebt vorwiegend in Wien, hält sich zeitweise in Ruhpolding und am Königssee auf  und zieht 1895 nach München.  Über seine Zeit in Ruhpolding ist einiges bekannt, dies ist u. a. dem Vorsitzenden des Historischen Vereins Ruhpolding, dem Altbürgermeister Herbert Ohl zu verdanken, der über den Aufenthalt Ganghofers Nachforschungen angestellt hat. So wissen wir, dass er in dem Gasthaus Seehaus an der Straße nach Reit im Winkl gewohnt hat, in dem auch schon vor ihm Franz von Kobell genächtigt hatte. Weiter ist bekannt, dass er an einer Auerhahnjagd in der Laubau teilgenommen, in der Traun nach Forellen und Äschen und im Löden-, Mitter- und Weitsee nach Hechten gefischt hat. In Seehaus hat er nicht nur literarische Inspirationen gefunden, sondern auch viel geschrieben.

Als die junge Familie einen Ausflug an den Königssee unternimmt ist es um den Schriftsteller geschehen: Von der „grandiosen und heiligleuchtenden Schönheit” des Königssees fasziniert, verlegt Ludwig Ganghofer sein Urlaubsdomizil unverzüglich an den Königssee. Die Sommer 1883 bis 1885 verbrachte er dort im Hotel Schiffmeister. Von diesem Zeitpunkt an spielte Berchtesgaden die zentrale Rolle in Ludwig Ganghofers Werk. Sein erster Berchtesgaden Roman war „Die Martinsklause”, der Motive der „Watzmann Sage“und die Geschichte Berchtesgadens als „Fürstpropstei“, also als eigenständiger Kleinstaat aufgreift. Insgesamt schrieb er sieben Berchtesgadener Romane. Ganghofer selbst nannte die Bücher seine sieben Watzmann-Kinder, sie heißen: „Die Martinsklause“, „Der Klosterjäger“, „Schloss Hubertus“, „Der Jäger von Fall“, „Edelweißkönig“, „Der Mann im Salz“ und „Der Ochsenkrieg“

Neben der einzigartigen Landschaft der schroffen Berchtesgadener Berge, greift Ganghofer in seinen Romanen immer wieder Motive der Berchtesgadener Geschichte auf, in „Der Mann im Salz” etwa die Salzgewinnung im Salzbergwerk Berchtesgaden und die Vertreibung der Protestanten aus Berchtesgaden.

Ganghofer war der Natur, den Menschen und dem Gebirge aufs engste verbunden. In seinen Romanen und Erzählungen geht es immer wieder um die Themen Jagd und Wilderei, Leben und Tod, Liebe und Intrigen, die Herrschaft des Adels und des Klerus auf der einen und die Rechtlosen und Unterprivilegierten auf der anderen Seite. Vor allem kommt immer wieder der leidenschaftliche Jäger in ihm durch, denn der Dreh- und Angelpunkt seiner Erzählungen ist immer wieder die Jagd. . Die Romane sind in einem gehobenen, feinen Schriftdeutsch geschrieben und die Dialoge der Einheimischen sind in einer reduzierten Dialektform gehalten, die auch nichtbayerischen, etwa preußischen Lesern, wie Wilhelm II, der Ganghofer sehr schätzte, verständlich war.

Die Literatur von Ludwig Ganghofer gilt allgemein als „Heimatliteratur“ Das Wort Heimat gehört zu den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Es ist zart und kraftvoll, es weckt Erinnerungen, böse und gute; es packt Herz und Seele. Es ist deshalb befremdlich, dass das Wort „Heimatliteratur” zu einem Unwort geworden ist. Der Begriff ist zwar nirgends definiert, er gilt aber allgemein als Sammelbezeichnung für Kitschiges, Verstaubtes und überholte Moralvorstellungen. Was die Moralvorstellungen betrifft, so läßt Ganghofer in seinem Roman „Der Jäger von Fall“ mit dem Dreiecksverhältnis seiner Romanfiguren Friedl, Modei und Blasi eine durchaus liberale Sittenauffassung zu. Dies weist auf die Ganghofer eigene liberale und tolerante Einstellung hin.  Auf Anraten von Ludwig Thoma erwirbt Ganghofer ein Haus in Tegernsee. Das Anwesen wird umgebaut, Ganghofer soll aber nur noch wenige Wochen dort verbringen. Am 24. Juli 1920 stirbt der erfolgreiche Autor. Sein Grab in Rottach-Egern befindet sich direkt neben dem von Ludwig Thoma.

Mit den Verfilmungen seiner Romane und den Aufführungen seiner Theaterstücke erreicht Ludwig Ganghofer noch lange nach seinem Tod ein breites Publikum. Mit 40 Millionen verkaufter Bücher und über 50 Verfilmungen ist er der Alpenkönig. Für alle Nachkriegskinder ist die Verfilmung des „Jägers von Fall“ von 1956 unvergessen. Der Ort Fall ist im Sylvenstein-Speicher untergegangen; dass er eine so traurige Geschichte erfahren würde, konnte Ganghofer damals nicht ahnen.

Foto:

Ludwig Ganghofer portätiert von Friedrich August von Kaulbach im Jahr 1908

 

 

hö/Rudi Mörtl, Verein Bairische Sprache und Mundarten Chiemgau-Inn  –  www.sprache.bayern

 

Von Landtagspräsident a.D. Alois Glück

 

Die Pandemie demonstriert uns täglich, wie sehr wir eine weltweite Schicksals-gemeinschaft geworden sind. Die Corona-Krise wird offensichtlich noch sehr lange unser Zusammenleben prägen. Die Politik der konsequenten Schutzmaßnahmen wurde von der Bevölkerung begrüßt und mitgetragen. Diese Maßnahmen waren offensichtlich wirksam – und deshalb können nun vorsichtig verschiedene Lockerungsmaßnahmen für unser Zusammenleben und vor allem auch für die weitere Entwicklung unserer Wirtschaft eingeleitet werden. So sehr bei allen Überlegungen möglichst rasch wirksame Maßnahmen im Vordergrund stehen, gleichzeitig zählen die Erfahrungen mit den Risiken der Globalisierung zu den wichtigen Themen notwendiger Kurskorrekturen.

 

Unsere bisherige Art zu wirtschaften und zu leben ist wesentlich geprägt von der weltweiten Arbeitsteilung und den Verflechtungen der Globalisierung. Es wäre falsch dies pauschal nur negativ zu bewerten. Für Milliarden Menschen in anderen Kontinenten hat die Globalisierung auch bessere Lebensbedingungen gebracht. Die weltweite Zusammenarbeit ist auch weiter nötig. Dringlich und gründlich zu überprüfen sind allerdings die Regeln und deren Auswirkungen. Der Rückzug in nationale Abschottung wäre sozial, ökologisch und ökonomisch ein Irrweg.

 

Die Pandemie prägt so sehr unser Zusammenleben, dass der Klimawandel und seine fatalen Folgen aus der aktuellen Tagesordnung verschwunden sind. Aber gleichzeitig ist dieser fatale Prozess mit ungebremster Dynamik im Gang. Und auch hier sind wir eine weltweite Schicksalsgemeinschaft! Wir haben nur diese eine Atmosphäre! Deshalb ist es so wichtig, bei den jetzt zu realisierenden Maßnahmen für die Förderung unserer Wirtschaft auch diese dringende Aufgabe bei den Zielsetzungen entsprechend zu integrieren.

 

Der Klimawandel und die Folgen – wir sind in einem dramatischen Wettlauf mit der Zeit!

 

Wir praktizieren ein Leben auf Kosten der Zukunftschancen der nachkommenden Generationen. Wir müssen der jungen Generation dankbar sein, dass sie diese Thematik so entschieden thematisiert und uns alle herausgefordert hat. Auch wenn wir manche Aktionsformen sehr kritisch sehen. Aber, die prägenden Akteure sind keine blinden Aktivisten und haben ihre fachlichen Aussagen, ihre Texte zur wissenschaftlichen Überprüfung vorgelegt.

 

Die Wissenschaftler der Institute für Klimaforschung in Potsdam berichten beispielsweise, dass sie ein ähnliches Interesse an fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Politik oder der Wirtschaft nicht kennen.

 

Bei der Bekämpfung der Pandemie orientieren wir uns, orientiert sich die Politik, an den Ergebnissen der Wissenschaften, der Virologen, der Experten aus den verschiedenen Fachgebieten der Medizin.

 

Beim Klimawandel und den damit verbundenen Folgen ignorieren wir weitestgehend die seit vielen Jahren bekannten und auch mit neueren Forschungen bestätigten Forschungsergebnisse der Naturwissenschaftler. Die Fakten und die Tendenzen der Entwicklung sind längst bekannt. Das waren die Grundlagen vieler internationaler Konferenzen.

 

Auf der Pariser Klimaschutzkonferenz im Dezember 2015 haben sich 195 Länder erstmals auf ein allgemeines, rechtsverbindliches weltweites Klimaschutz-Übereinkommen geeinigt. Die Staaten einigten sich auf das langfristige Ziel, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2°C gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen; das Ziel war, den Anstieg auf 1,5°C zu begrenzen, da dies die Risiken und Folgen des Klimawandels deutlich vermindern würde.

 

Mittlerweile gelten 1,5°C als Begrenzung als nicht mehr realisierbare Zielmarke. Ohne wesentliche Veränderungen nähern wir uns einer Erhöhung um eher 3°C und mehr! Das hängt vor allem damit zusammen, dass wir uns im globalen Maßstab immer noch in der größten Kohle-Renaissance der Industriegeschichte befinden. Aber auch in Deutschland sind Kohlekraftwerke nach wie vor ein wesentlicher Faktor unserer Energiewirtschaft.

 

Die G-20-Staaten sind zusammengenommen verantwortlich für 80 % aller Treibhausgas-Emissionen. Kein einziger dieser Staaten ist auf den Weg zum Maßstab 1,5 Grad-Ziele!

 

Nun werden wir wirksame Veränderungen bei uns und international nicht mit Appellen oder immer mehr Reglementierung erreichen. Die Klimaökonomen (z.B. Prof. Ottmar Edenhofer, Potsdam) sehen in einem international gesteuerten CO₂-Preis als marktwirtschaftliches Instrument die Schlüsselrolle. Nationale Alleingänge können die Aufgabe nicht lösen. Eine entsprechende Preisgestaltung sorgt im marktwirtschaftlichen Mechanismus dafür, dass die CO₂-freien Alternativen rentabel werden. Und eine solche Preisgestaltung bestraft gleichzeitig auch die Nutzung der

fossilen Energieträger entsprechend ihres Kohlenstoffgehaltes. Die Einnahmen aus einer entsprechenden Preisgestaltung bringen die notwendigen finanziellen Mittel, um beispielsweise sozial gerechte und regional faire Regelungen zu treffen.

 

Mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen und mit dem Pariser Klimaabkommen sind die Grundlagen für ein abgestimmtes internationales Handeln vorhanden. Der geplante Green Deal sollte der Fahrplan für ein wirksames gemeinsames europäisches Handeln sein.

 

Klimaneutral 2050 – die Politik in Deutschland hat dafür den richtigen Maßstab gesetzt.

 

Um dieses Ziel zu erreichen sind in sehr vielen Lebensbereichen entsprechende Konsequenzen notwendig. An diesem Ziel ist auch zu messen, ob die bisherigen Beschlüsse der Politik, etwa für den Bereich der Energieversorgung, z.B. Reduzierung der Kohlekraftwerke und weiterer Ausbau der regenerativen Energien, dafür ausreichen. (Jetzt rächt sich, dass die Politik die Empfehlungen der Ethikkommission Sichere Energieversorgung weitgehend ignoriert hat!)

 

Eine wirksame Klimapolitik braucht einen wirksamen Artenschutz.

 

Die Beratungen in Verbindung mit dem Volksbegehren in Bayern „Rettet die Bienen“, die Arbeitsergebnisse in den verschiedenen Fachbereichen dokumentieren diesen Zusammenhang und den dringenden Handlungsbedarf! Das Fundament eines stabilen Naturhaushaltes ist die Biodiversität, die Vielfalt in der Natur. Deshalb ist der Maßstab „dauerhaft naturverträglich“ für alle Lebensbereiche das notwendige Ziel. Ohne diese Konsequenzen ist auch eine erfolgreiche Klimapolitik nicht möglich.

 

Diese Gesamtschau ist der Kompass, um das Ziel Klimaneutral tatsächlich zu erreichen.

 

Die Reduzierung von CO₂ reicht für das Ziel Klimaneutral nicht aus. Jetzt müssen wir mit einer entsprechenden systematischen Politik alle Entwicklungen fördern, mit der die Speicherung, die Bindung von CO₂ wirksam möglich ist. Dies betrifft vor allem auch die Land- und Forstwirtschaft. Welche Maßnahmen, welche Kurskorrekturen in der Agrarpolitik sind geeignet, um die Speicherfähigkeit von Humus, die Bewirtschaftung der Wälder, die Bedeutung der Moore und Feuchtgebiete zu fördern. Welche weiteren Maßnahmen sind geeignet, diese Potenziale zu fördern? Solche Umweltleistungen der Land- und Forstwirtschaft sind dann auch entsprechend zu honorieren.

 

Wir brauchen neue Leitbilder für den Fortschritt!

 

Für uns alle gilt: Weiter so, immer höher, immer schneller, immer weiter bedeutet mit immer höherer Geschwindigkeit an das Ende der Sackgasse. Die Alternative heißt auch nicht nur langsamer, oder gar zurück in die Vergangenheit. Wir sind in einem geradezu dramatischen Wettlauf mit der Zeit! Wir müssen Ressourcen im Zeitalter der Digitalisierung mit modernster Technik intelligenter nutzen.

 

Wissen allein reicht nicht aus!

 

Ohne die Motivation durch eine starke entsprechende ethische Verantwortung gegenüber den Nachkommen und den Menschen in anderen Regionen dieser Erde hatten wir nicht die Kraft, diese anstrengenden Veränderungen zu gestalten.

Alle Religionen und Kulturen kennen den Maßstab Nachhaltigkeit. Also so wirtschaften und leben, dass auch die Nachkommen gute Lebensgrundlagen haben. Das ist im Zeitalter der Globalisierung ein wichtiges Fundament! „Nachhaltigkeit“ als Maßstab ist daher kein Versuch der Fremdbestimmung „des Westens“ gegenüber anderen Kulturen.

 

 

Bild: Alois Glück kann auf eine lange politische Karriere zurückblicken u.a. als Staatsekretär für Landesentwicklung und Umwelt, Vorsitzender der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag und Präsident des Bayerischen Landtages von 2003 bis 2008.

Vielen gilt er als Vordenker der Partei. Zuletzt moderierte er den „Runden Tisch für mehr Arten- und Naturschutz“.

 

 

Foto: Michael Lucan, Lizenz: CC-BY-SA 3.0 de, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=65855128

Susanne Breit-Keßler war seit November 2000 Oberkirchenrätin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern im Kirchenkreis München und Oberbayern. Sie trug den Ti-tel Regionalbischöfin und war damit die erste Frau, die ein bischöfliches Amt in Bayern beklei-dete. Seit dem 1. Dezember 2003 war Susanne Breit-Keßler zudem Ständige Vertreterin des Landesbischofs. 2019 trat sie in den Ruhestand. Im Zuge der Coronakrise 2020 wurde sie von der Bayerischen Staatsregierung in den Dreierrat Grundrechtsschutz (Ethik-Kommission) berufen, dessen Vorsitz sie übernahm.
Von Regionalbischöfin i.R. Susanne Breit-Keßler

Corona bedroht Deutschland, bedroht Bayern. Bilder aus Italien haben die Politik genötigt, in seltener Einmütigkeit zu handeln. Niemand wollte, dass Menschen wie Fliegen sterben und nachts Militärlaster die Leichen abtransportieren. Niemand wollte die Triage, die furchtbare Entscheidung, wer behandelt werden kann und wer nicht. Schlimmer: Wer zugunsten eines anderen von einem Beatmungsgerät wieder abgehängt und sterben muss. Die Bedürfnisse derer waren zu achten, die älter sind, die schwere Krankheiten haben. Es ging um die, die behandeln und pflegen.

 

Allen voran haben das bayerische Parlament, Staatsregierung und Ministerpräsident Söder zügig gehandelt. Ihm war zugleich klar, dass die erste, erschreckte Zustimmung der Bevölkerung zu einschränkenden Maßnahmen nicht ewig hält. Er wollte ein Gremium schaffen, das die Entscheidungen in der Krise rechtlich und ethisch überwacht: Den Dreierrat Grundrechtsschutz, bestehend aus Clemens Lückemann und Christoph Strötz, zwei früheren Präsidenten von Oberlandesgerichten. Dazu meine Person. Das Gremium ist beratend und beobachtend tätig.

 

Selbstverständlich kontrollieren Parlament und Volk, der Souverän der Demokratie, die Regierung. Der Dreierrat ist ein unabhängiges Gremium auf Zeit, das ein Auge darauf hat, was beschlossen wird und das eigene Anregungen gibt. Immerhin bedeuten die bisher getroffenen Maßnahmen einen massiven Eingriff in viele Grundrechte. Entfaltung der Persönlichkeit, Religionsfreiheit, Versammlungsfreiheit … . All diese Grundrechte sind eingeschränkt. Aus einem einzigen Grund: Es geht um das wichtigste Grundrecht überhaupt, um das auf Leben.

 

Der Dreierrat prüft Maßnahmen im Blick auf lebensschützende Zielrichtung und Intensität der Beeinträchtigung jeweils betroffener Grundrechte. Hat der Gesetzgeber die Eingriffe nach Inhalt, Zweck und Ausmaß vorhersehbar und berechenbar festgelegt? Haben alle Verordnungen eine zeitlich fixierte Geltungsdauer? Entscheidend ist der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Sind die Maßnahmen geeignet, erforderlich oder gibt es ein milderes, ebenso wirksames Mittel zur Erreichung des Zwecks? Nutzen und verursachter Schaden müssen abgewogen werden.

 

Bisher hat der Dreierrat oft die Stimme erhoben – in Fragen wie denen nach der Öffnung von Zeitungsläden und Fußpflegesalons oder der besseren Information von MitbürgerInnen mit Migrationshintergrund. Wir empfahlen, dass alleinstehende Menschen sich mit anderen treffen können. Erfolgreich waren wir mit dem Vorschlag, dass ein Hausstand einem anderen begegnen kann – nicht nur einer Person. Die Begleitung Sterbender in Alten- und Pflegeheimen sowie in Krankenhäusern ist für uns ebenso vorrangig wie Tests für die, die im Gesundheitswesen arbeiten.

 

Von Anfang an hat der Dreierrat Aktionen unterstützt, die gewaltbedrohten Frauen und Kindern helfen.  Wir haben besonderes Augenmerk auf die Kleinen gelegt, auf ihre Bedürfnisse und Rechte. Schließlich haben wir erfolgreich gefordert, eine künftige nationale Bevorratung und Produktionskapazität von Schutzmasken, Medizin u.a.m. vorzusehen. Die Abhängigkeit von China und anderen Ländern erweist sich als kontraproduktiv. Deutschland, Bayern muss und kann auf diesem Gebiet zugunsten seiner BürgerInnen souverän bleiben.

 

Was mir Sorgen macht: Verschwörungstheorien und die Unterstellung, der Staat wolle Grundrechte auf Dauer einschränken. Demonstrationen, auf denen es vor allem um das eigene Leben geht, darum, sich selbst unbeschränkt verwirklichen zu können. Was diese Gesellschaft in Teilen noch lernen muss, ist: Demokratische Freiheit bedeutet auch Freiheit zum Verzicht, die manchmal unbequeme Rücksichtnahme darauf, dass andere Schutz brauchen und deswegen ein „anything goes“ unverantwortlich wäre.

 

Unverantwortlich ist all das Geschwätz, dass der Bevölkerung von manchen Meinungsführern zugemutet wird: Die Welt werde eine andere sein.  Alle würden zu besseren Menschen mutieren, die einander helfen. Die Pandemie wird zu einem „Glücksfall der Geschichte“ erklärt, weil sie auch viel Gutes hervorgebracht habe. Solches Gefasel stärkt das Vertrauen in die Demokratie nicht – im Gegenteil. Aufgabe der Politik ist es, Fakten transparent und zügig bekannt zu machen, sachlich zu informieren. PolitikerInnen müssen Entscheidungen verständlich vermitteln.

 

Sie sollen empathisch, stabilisierend und manchmal konfrontativ reden, jedenfalls aber phrasenfrei. Entscheidungen müssen sozial-relational sein – plausibel und vermittelbar für die Gesellschaft. Wer redlich, wahrhaftig und damit überzeugend spricht, wird bei einem Großteil der Bevölkerung auch in Zukunft hohe Akzeptanz für beschlossene Maßnahmen erhalten. Diese Krise braucht wahrlich kein Mensch. Aber sie legt offen, dass wir selbst gebraucht werden. Als beherzte, disziplinierte und mündige DemokratInnen.

 

Bild: Susanne Breit-Keßler  war seit November 2000 Oberkirchenrätin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern im Kirchenkreis München und Oberbayern. Sie trug den Titel Regionalbischöfin und war damit die erste Frau, die ein bischöfliches Amt in Bayern bekleidete. Seit dem 1. Dezember 2003 war Susanne Breit-Keßler zudem Ständige Vertreterin des Landesbischofs. 2019 trat sie in den Ruhestand. Im Zuge der Coronakrise 2020 wurde sie von der Bayerischen Staatsregierung in den Dreierrat Grundrechtsschutz (Ethik-Kommission) berufen, dessen Vorsitz sie übernahm.

 

 

 

Empfehlung von Luitpold Braun (Kreisverband Weilheim-Schongau/Garmisch-Partenkirchen):

Es ist wahrlich nicht schwer, Ferien nicht am Mittelmeer zu machen. Das Werdenfelser Land und der Pfaffenwinkel bieten sich dafür geradezu an. Eine Gastronomie und eine Hotellerie, um die uns andere Gegenden Deutschlands beneiden, Ferien auf dem Bauernhof, Campingplätze und Pensionen laden die Gäste zum Verwöhnen ein.

 

Vielfältig sind die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Besuchen Sie doch das Kloster Ettal und die Wieskirche, diese Wunder der Architektur. Haben Sie die romanische Basilika von Altenstadt schon gesehen oder Schloss Linderhof, dieses von Ludwig II. in Auftrag gegebene Kleinod im Graswangtal?

Die Partnachklamm zeigt Ihnen wilde Natur und eine Fahrt von Garmisch-Partenkirchen auf die Zugspitze die Welt des Hochgebirges. Im selben Ort ist ein Krippenmuseum zu bewundern und in Bernried am Starnberger See das Buchheim-Museum.

Die mittelalterlichen Städte Weilheim und Schongau sind nicht nur so alt, sie zeigen es auch. Und der Markt Murnau bietet in seinem Schloss-Museum einen Blick zurück auf die Kunst in der Periode des „Blauen Reiters“. Nur 50 Jahre hat das RADOM in Raisting am Ammersee auf dem Buckel. Dieses Industriedenkmal hat uns im Juli 1969 die Mondlandung miterleben lassen.

 

Stopp!

 

Sie wollen sich eigentlich nur erholen? Na dann wandern Sie eben vom Hohenpeißenberg

zum Auerberg und bewundern dort den Blick auf das Allgäu, Schloss Neuschwanstein eingeschlossen. Wenn Sie gut zu Fuß sind, können Sie über Elmau zum Jagdschloss Ludwig II. auf dem Schachen aufsteigen. Dort werden Sie sich in den Orient versetzt fühlen.

 

Falls Sie Seen lieben, wandern Sie einfach um den „Soier See“. Wenn Ihnen das zu anstrengend ist (ist es nicht!) fahren Sie mit der Seeschifffahrt auf dem Staffelsee oder dem Ammersee beziehungsweise dem Starnbergersee.

 

Und wenn Ihnen auch das zu schwierig sein sollte, genießen Sie einen Nachmittag in Oberammergau oder Mittenwald. Schöne Ferien! (Luitpold Braun)

 

Empfehlung von Sebastian Friesinger, (Landesvorsitzender):

Chiemsee-Alpenland:

Die Urlaubsregion zwischen Chiemsee und den Bayerischen Alpen

 Im Süden Deutschlands zwischen München und Salzburg erstreckt sich eine der bekanntesten Urlaubsregionen Bayerns: Das Chiemsee-Alpenland. Die Region, die mit dem Motto Berge-Seen-Bayern wirbt, verzeichnet jährlich rund 3,5 Millionen Übernachtungen.

Die typische Landschaft des Alpenvorlands, bewirtschaftete Bauernhöfe, einsame Almen, bayerische Feste und Trachten sowie Orte mit der typischen Lüftlmalerei wie Neubeuern oder Törwang machen den Urlaub im Chiemsee-Alpenland zu einem echten bayerischen Erlebnis. Am bekanntesten ist wohl der Chiemsee, das Bayerische Meer. Der drittgrößte See Deutschlands gilt als Naturjuwel und Ort für Genießer. Überall in der Region lassen Nähe und Ausblick zu den Bergen bayerisches Urlaubsgefühl aufkommen. Rund 50 Gipfel und 60 bewirtete Almen warten darauf, entdeckt zu werden. Die Bergbahnen auf Kampenwand, Hochries, Hocheck und Wendelstein ermöglichen echtes Bergerlebnis auf mehr als 1.500 Meter Höhe. Gleichzeitig wird ganzjährig eine Vielzahl an Aktivitäten geboten. Für Wasserliebhaber sind die rund 30 Seen und Flüsse ein wahres Eldorado. 2.000 Kilometer Radwege und 1.500 Kilometer Wanderwege verschiedener Schwierigkeitsgrade begeistern Familien und sportliche Urlauber gleichermaßen. Im Winter locken sanfte Wintersportangebote und gepflegte Infrastruktur. Aber auch wer Ruhe sucht, findet im Chiemsee-Alpenland bestimmt sein Lieblingsplatzl.

Inselurlaub mitten in Bayern

 

Das Schloss Herrenchiemsee auf der gleichnamigen Chiemsee-Insel ist weltweit bekannt. Erbaut von König Ludwig II. nach dem Vorbild von Versailles, beherbergt es die Prunkräume des „Märchenkönigs“, den legendären Spiegelsaal sowie zahlreiche unvollendete Räume. 2021 wird es dort wieder eine Landesausstellung geben. Von besonderem Reiz ist die kleine Schwester der Herreninsel: die Fraueninsel, ein malerisches Kleinod mitten im Chiemsee. Einst von Münchner Landschaftsmalern als Motiv entdeckt, entwickelte sie sich ab 1832 zu Europas ältester Künstlerkolonie. Sechs der 16 Fischerfamilien am Chiemsee leben auf der Fraueninsel. Seit dem 8. Jahrhundert bewirtschaften Benediktinerinnen die Abtei Frauenwörth. Viele Gäste nutzen die Möglichkeit zur stillen Einkehr im Kloster oder gönnen sich bei einem Ausflug das handgefertigte Marzipan oder einen Klosterlikör.

 

Bayerische Lebensart in Dörfern und Städten

 

Kulturgenuss, regionale Küche, alpenländische Traditionen und Lebensart finden sich in allen Orten der Region Chiemsee-Alpenland. Neben Frauenwörth und Herrenchiemsee prägen weitere Adelssitze wie Hohenaschau, Maxlrain oder Amerang sowie Klöster wie Seeon, Attel oder Reisach das Bild der Region und zeugen von ihrer geschichtlichen Bedeutung. Die historischen Altstädte in Rosenheim und Wasserburg am Inn sind zudem eindrucksvoll geprägt von der Inn-Salzach-Architektur und laden mit den pastellfarbenen Häuserfassaden und ihren Arkaden zum Flanieren und Genießen ein. Beide Städte können auf dem Innradweg auch mit dem Fahrrad erreicht werden. In Rosenheim, berühmt durch die Vorabendserie „Die Rosenheim-Cops“, ist u.a. das Ausstellungszentrum Lokschuppen zu finden, welches zu den renommiertesten Ausstellungshäusern in Deutschland zählt. Wasserburg, als Halbinsel fast vollständig vom Inn umflossen, besticht durch sein Panorama und seine einzigartige Lage. Die fast vollständig erhaltene mittelalterliche Altstadt von Wasserburg ist in ihrer Gesamtheit eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Ein Geheimtipp für Genießer ist das Mangfalltal. Mehr als 30.000 Obstbäume stehen in Bad Feilnbach. Daher trägt der Kurort auch den Beinamen „Bayerisches Meran“. Im Frühjahr erfreut sich das Auge an Millionen von schönen Blüten, während zur Erntezeit im Herbst die Tische der Region reichlich mit heimischen Produkten gedeckt sind.

Weitere Informationen rund um die Urlaubsregion Chiemsee-Alpenland sind unter www.chiemsee-alpenland.de sowie in der kostenlosen ChiemseeAlpenApp erhältlich. Unterkunftsangebote und –buchungen sowie kostenloses Informationsmaterial, wie beispielsweise die neue Wanderbroschüre oder Radkarte von Chiemsee-Alpenland Tourismus, sind im Chiemsee-Alpenland-Infocenter telefonisch unter +49 (0)8051 96555-0 oder per E-Mail unter info@chiemsee-alpenland.de bestellbar.

 

So nah – so schee

Mit der Kampagne „So nah – so schee“ bewirbt der Tourismusverband Chiemsee-Alpenland gezielt den „Urlaub dahoam“ in Bayern. Neben Tipps zu Ausflugszielen werden auch Ideen für weniger bekannte Touren und Ausflüge kommuniziert. Gastgeber aus der Region geben persönliche und exklusive Tipps, Rezepte und Angebote an interessierte Gäste.

www.chiemsee-alpenland.de/so-nah-so-schee