Prien (hö) – Auf den Tag genau 175 Jahre nach der Geburt von Bayerns berühmtesten Bürger und Monarchen, König Ludwig II. auf Schloss Nymphenburg veranstalteten die Marktgemeinde Prien und die Prien Marketing GmbH eine Gedenkfeier zu Ehren des Jubilars. Die Feier wurde wegen Corona vorab nicht groß öffentlich beworben und wurde mit weniger Teilnehmern durchgeführt als in früheren Jahren. Die Festrede hielt Priens neuer und junger Bürgermeister Andreas Friedrich, die musikalische Gestaltung übernahm die Blaskapelle Prien.

Ort der Feierlichkeiten waren die Schären in Prien-Stock sowie das dortige König-Ludwig-II-Denkmal, von dessen Stelle direkt der Blick auf Schloss Herrenchiemsee möglich ist. Festredner Andreas Friedrich begann mit dem Hinweis, dass er nicht als Historiker oder Sozial-Wissenschaftler sprechen will, sondern dass es ihm ein Anliegen ist, den Menschen und Förderer Ludwig II und seine Bedeutung für Prien und weit darüber hinaus näher vorzustellen und er stellte dazu die hypothetische Frage: „Was wären Prien, der Chiemsee und die Tourismusregion Chiemsee-Alpenland ohne Schloss Herrenchiemsee?“. Hierauf gab er selbst gleich folgende Antwort: „Ich bin überzeugt, dass sich der Tourismus anders entwickelt hätte, dass die Chiemseebahn, wenn sie denn überhaupt gebaut worden wäre, längst eingestellt wäre, dass die Schifffahrt in roten Zahlen wäre und dass tausende von Arbeitsplätzen rund um den See nicht entstanden wären. Unsere Region sähe anders aus und hätte bestimmt eine andere, nicht bessere Entwicklung genommen“.

 

Die Zeit zwischen der Geburt von Prinz Otto Ludwig Friedrich Wilhelm von Bayern (so der volle Name des späteren Königs) im Jahr 1845 und seinem Tod nach nur 40 Jahren, 9 Monaten und 19 Tagen am 13. Juni 1886 in den Fluten des Würmsees, dem heutigen Starnberger See war – so Bürgermeister Friedrich- geprägt von einer sich der Normalität und dem Alltag entziehenden fürstlichen Lebensführung und einem geheimnisvollen Tod. „All das, was zu Lebzeiten des Königs geschah hat dazu geführt, dass der populärste bayerische Monarch bis heute und sicher auch fortan für Stoff gesorgt hat, aus dem Träume, Bücher und Filme sind“. Die Schlösserbauten waren zu jener Zeit ein Konjunktur-Programm sowie eine hohe Förderung der Handwerkskunst in Bayern. „Aber nicht nur das, König Ludwig II. war nicht nur ein Förderer der Kunst und der Bildung, die bis in die heutige Zeit nachklingen, er hatte auch eine besonders starke soziale Ader“. Dies ergänzte Bürgermeister Friedrich mit folgenden Hinweisen: „Als der junge Ludwig im Alter von 18 Jahren 1864 Thronfolger im Königreich Bayern wurde, erhöhte er die Besoldung seiner Hofbediensteten, er ließ aus eigener Tasche den schlecht bezahlten Lehrern ein Weihnachtsgeld auszahlen, er war Schirmherr unter anderem vom Bayerischen Roten Kreuz, von Anstalten für Armenspeisungen, von neugegründeten Krankenunterstützungsvereinen und des Tierschutzvereins München, so dass er schnell als Volkskönig beliebt war“. „Von den vielen technischen Errungenschaften seiner Regierungszeit – der König ließ unter anderem das erste bayerische Elektrizitätswerk bauen – sowie von der Einführung eines hochwertigen Schulsystems profitieren das Land und damit auch der Chiemgau bis heute, aber noch viel mehr spüren wir den Nutzen für den Tourismus“ – so Bürgermeister Andreas Friedrich, der am Rande der Feierlichkeiten auf den Königs-Pavillon am Priener Bahnhof angesprochen dazu sagte: „In diesem Bauwerk aus der Zeit von König Ludwig II. ist heute Technik der Deutschen Bahn untergebracht, aber man könnte es eventuell mal aufhübschen und mit einer Beschriftung für Aufklärung sorgen“.

 

Der Festrede folgte der „König-Ludwig-II-Marsch“ der Priener Blaskapelle im Beisein der Fahnenabordnungen der Priener Traditionsvereine (Königlich-Privilegierte Feuerschützengesellschaft, Gebirgsschützenkompanie sowie Trachtenvereine Atzing und Prien). Hauptmann Rudi Holthausen von den Priener Gebirgsschützen war schon oft in früheren Jahren dabei, sein Resümee war: „Zu Zeiten von Bürgermeister Lorenz Kollmannsberger und Kurdirektor Peter Donauer war alle Jahre eine große König-Ludwig-Feier, mit dabei waren damals auch die Königstreuen und Freunde von Herrenchiemsee mit Dr. Franz Zech sowie der König-Ludwig-Club von München mit dessen Präsidenten Dr. Hannes Heindl, es wäre zu überlegen, ob mit einem regelmäßigen Ryhthmus, zum Beispiel alle fünf Jahre diese ehrwürdige Tradition wieder fest im Priener Gesellschaftsleben verankert werden könnte“. Ehe die Feier mit der Bayernhymne (die 3. Strophe beginnt im übrigen mit: „Gott mit ihm, dem Bayernkönig, Segen über sein Geschlecht. Denn mit seinem Volk in Frieden wahrt er dessen heilig Recht.) erschallten noch Salut- und Kanonenschüsse. „Normal war es zu Königszeiten üblich, dass für den Monarchen 21 mal geschossen wurde“ – so Michael Feßler, der mit seinem Sohn Martin mit einer im Familienbesitz befindlichen und aus einer Rosenheimer Kanonenfabrik stammenden Uralt-Kanone („Sie war schon 1926  dabei, als das Schiff Ludwig Feßler Stapellauf hatte“)  dreimal schoss, für drei weitere Kanonenschüsse sorgte Erwin Nischbach vom gemeindlichen Bauhof mit einer Vorderlader-Kanone. Zudem ließ sich die Königlich Privilegierte Feuerschützengesellschaft von Prien lautstark und dreifach hören. Aufgrund der schönen Witterung und der derzeit guten Belegung der Tourismusorte rund um den Chiemsee fanden sich doch einige Besucher ein, diese waren hoch erfreut über die kleine, aber würdige Feier zum 175. Geburtstag von König Ludwig II.

 

Foto/s: Hötzelsperger – Eindrücke von der König-Ludwig-II-Gedenkfeier in Prien mit Bürgermeister Andreas Friedrich als Festredner.

 

Von Prof. Dr. Dieter J. Weiß

Als Prinz Otto Ludwig Friedrich Wilhelm von Bayern am 25. August 1845 auf Schloß Nymphenburg in München geboren wurde, war Bayern noch ein souveränes Königreich, über das sein Großvater König Ludwig I. regierte. Bayern war seit 1818 ein Verfassungsstaat, der König war auf die Mitarbeit des Landtags aus zwei Kammern angewiesen. Bayern verfügte über die volle Souveränität und Militärhoheit und war lediglich Mitglied des Deutschen Bundes. Der Vater des kleinen Prinzen war Kronprinz Maximilian, die Mutter war die evangelische Prinzessin Marie Friederike von Preußen. Da der künftige Thronfolger wie schon sein Großvater am Tage des Hl. König Ludwigs von Frankreich, dem 25. August, geboren wurde, erhielt er ganz selbstverständlich auch den Namen Ludwig, der auf Drängen des Großvaters zum Rufnamen und damit zu dem Königsnamen der Wittelsbacher werden sollte.

Als König Ludwig II. von Bayern am 13. Juni 1886 in den Fluten des Würmsees zu Tode kam, war Bayern ein Bundesstaat des Deutschen Reiches geworden, hatte auf weite Teile seiner Souveränität verzichten und nur die Militärhoheit in Friedenszeiten, einige Steuerprivilegien und Reservatrechte behaupten können. Zwischen diesen Daten – 1845 und 1886 – erstreckte sich das Leben des wohl populärsten bayerischen Monarchen, der noch heute Emotionen zu wecken vermag. Eine sich der Normalität und dem Alltag entziehende fürstliche Lebensführung und ein geheimnisvoller Tod bieten offenbar den Stoff, aus dem die Träume sind. Auch mehrere Filme haben sich mit der Person des Königs befaßt: 1955 führte Helmut Käutner die Regie für Ludwig II. – Glanz und Ende eines Königs mit O. W. Fischer in der Hauptrolle, 1972 drehte Luchino Visconti Ludwig II. mit Helmut Berger in der Titelrolle, um nur zwei Beispiele zu nennen.

 

Der Kunstmäzen

 

Die Beschneidung seiner Souveränität 1871 führte dazu, daß sich Ludwig II. immer weiter aus der Politik zurückzog und sich in eine von ihm aufgebaute Scheinwelt flüchtete. Je mehr der König von Bayern seine wirklichen Souveränitätsrechte an das Reich abtreten mußte und an realer Macht einbüßte, desto mehr steigerte sich seine Auffassung vom idealen Herrschertum und seiner absoluten Machtfülle, die er in der Realität nicht mehr ausüben konnte.

König Ludwig II. war durchdrungen von der Sendung der Kunst, was sein bedeutendes Mäzenatentum auslöste – am bekanntesten ist seine Unterstützung Richard Wagners. Aber auch seine Schloßbauten förderten Architekten und Kunsthandwerker und bedeuteten gleichzeitig einen Innovationsschub für die betroffenen Regionen. Die Schlösser entstanden weitab der Hauptstadt München in malerischen Landschaften. Der Gedanke an die Repräsentation der Herrschaft wurde hier aufgegeben, sollte die Öffentlichkeit doch gerade ferngehalten werden. Ludwig II. selbst schuf die Pläne für die Erbauung von Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee. Die Vorbilder für seine Schloßbauten hatte er auf Frankreichreisen und durch Abbildungen und Berichte kennengelernt. Von den Arbeiten gingen starke Impulse für das hohe Ansehen des bayerischen Kunstgewerbes noch um die Jahrhundertwende aus, mußten die Kunsthandwerker doch alte Techniken auf höchstem Niveau wieder erlernen. Erst in den letzten Jahrzehnten wurden diese Schloßbauten als Hauptwerke des europäischen Historismus erkannt, der selbst eine lange Zeit mißachtete Kunstepoche bildete.

Schloss Linderhof gilt als das Lieblingsschloss von König Ludwig II. Für ihn bildete es einen königlichen Themenpark mit vielen weiteren nahen Bauten. Literaturhinweis: Marcus Spangenberg: Linderhof Erbautes und Erträumtes im Gebirge, Verlag Pustet Foto: Fritz Lutzenberger

 

Technische Innovationen

 

Als Kunstmäzen und als Bauherr bedeutendster Schlösser des Historismus, der Arbeitsplätze schuf und verloren gegangen geglaubte Techniken von Kunsthandwerkern sicherte, ist der König noch immer im allgemeinen Bewußtsein. Weniger kennt man ihn als Förderer innovativer Techniken und Entwicklungen bis hin zu Überlegungen für eine Flugmaschine. Zur Verwirklichung seiner Phantasien stützte er sich auf die Errungenschaften der modernen Naturwissenschaften.

Mit der Unterstützung des Physikprofessors Wilhelm von Beetz ließ er das erste bayerische Elektrizitätskraftwerk von Siemens & Halske einrichten. Mit dessen Hilfe konnte die „Venusgrotte“ bei Schloß Linderhof effizient und stilecht beleuchtet werden. Ludwig II. war auch der Halter des wohl ersten elektrisch beleuchteten Fahrzeugs nicht nur in Bayern. Ein Gemälde von Rudolf Wenig hält die Erinnerung an die Schlittenfahrten des Königs im verschneiten Gebirgswald fest, das Licht strahlt von der von zwei Putten gehaltenen Königskrone an der Spitze des Gefährts aus – im Marstall in Nymphenburg kann der Schlitten im Original besichtigt werden. Das vermeintlich mystische Licht aber stammte von einer elektrischen Glühbirne mit einer Batterie im Schlittenkasten, eine der frühesten Verwendungen von Elektrizität als Energiequelle.

 

Die Gründung der Polytechnische Schule zu München

 

Ludwig II. war auch sonst für technische Innovationen aufgeschlossen und so gar nicht der weltfremde Romantiker und Märchenkönig, als der er so gerne dargestellt wird. Dieser König inaugurierte im Jahr 1868 die „Königlich-Bayerische Polytechnische Schule zu München“ in seiner Residenzstadt als Hochschule, was einen ungeheueren Traditionsbruch darstellte. Akademische Bildung war lange Theologen und Juristen, Medizinern und Philosophen im weitesten Sinne vorbehalten – und erst über die Philosophische Fakultät gelangten Naturwissenschaften, Sprachen, Geschichte und Realwissenschaften zu akademischen Ehren. In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren die wirtschaftliche Entwicklung und die Industrialisierung weit fortgeschritten, neue Herausforderungen und Aufgaben verlangten eine veränderte Ausbildung. Die praktische naturwissenschaftliche und technische Ausbildung erfolgte aber noch unabhängig von der Gymnasial- und Universitätsbildung.

Im Jahr des Regierungsantritts Ludwigs II. 1864 erfolgten mehrere Neuerungen für die technische Ausbildung. Neben das traditionelle Gymnasium als humanistischer Lehranstalt traten das Realgymnasium und die Oberrealschule zur Vorbereitung für technische Berufe. Allerdings war man damit noch immer von einer universitären Verankerung unmittelbar praktisch nutzbarerer Naturwissenschaften weit entfernt. Planungen für eine Verbesserung der Polytechnischen Schule München wurden aber verfolgt. Als Vorbilder konnten die Anstalten in Paris, Zürich, Karlsruhe und Dresden dienen. Gottfried von Neureuther entwarf den Neubau für die Polytechnische Schule an der Arcisstraße in München, um dessen Gestaltung sich Ludwig II. persönlich gekümmert hatte.

König Ludwig II. ließ die Technische Hochschule im Jahr 1868 zunächst noch unter der alten Bezeichnung Polytechnische Schule eröffnen. Beim Festakt betonte Minister Gustav Ritter von Schlör, die exakten Wissenschaften sollten zum Gemeingut der Schüler werden und diese die Resultate der Wissenschaften für die Praxis vermitteln. Am 6. August 1877 gewährte König Ludwig II. endlich die Bezeichnung „Königlich Bayerische Technische Hochschule zu München“ und verlieh ihr die Gleichstellung mit den übrigen bayerischen Universitäten. Dies bedeutete eine wirkliche Innovation. Die goldene Amtskette des Rektors ziert ein Brustbild Ludwigs II. als des Stifters der Hochschule. Der Monarch nutzte die Expertise der Hochschullehrer auch für seine privaten Interessen.

 

Ein ewig Rätsel will ich bleiben mir und anderen

 

Wenn die Extravaganzen des Königs, seine Bauleidenschaft und seine nächtlichen Ausfahrten bei Fackelschein, auch die Anhänglichkeit der oberländischen Bevölkerung, sofern sie davon erfuhr, noch steigerte und das Ansehen des Königs über seinen Tod hinaus ins Mythische überhöhte, so bedeutete das Fehlen des Königs in den politischen und wirtschaftlichen Zentren des Landes doch eine Belastung für den monarchischen Gedanken. Andrerseits verfolgte der König bei der Errichtung seiner Bauwerke wohl auch den Gedanken, sein Königtum angesichts der seit 1866 gefährdeten und 1871 weitgehend verlorenen Souveränität durch Symbole zum Ausdruck zu bringen – und steht damit bis heute für Bayern. Und dazu stützte er sich auch auf die modernsten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und Errungenschaften seiner Zeit. Auch diese Facetten der vielschichtigen Persönlichkeit Ludwigs II. sollten beachtet werden – bis heute eben ein ewig Rätsel.

 

 

 

Literaturhinweis: Jean Louis Schlim, Ludwig II. – Traum und Technik, München 2001.

 

Bild

Foto: Von Joseph Albert – http://www.schloesser.bayern.de, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=836387

 

 

 

 

 

Von Studiendirektorin a.D. Anneliese Peltz

Vor genau 400 Jahren wurde die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt auf dem Hohenpeißenberg eingeweiht. Ursprünglich stand auf dem Berg seit 1514 nur eine kleine, bescheidene Kapelle mit einer Muttergottesstatue. Dieses spätgotische, geschnitzte Bildnis der Mutter Maria mit dem göttlichen Kind auf dem Schoß war ein Geschenk aus dem Stadtschloss in Schongau. Nachdem das Vieh eines Bauern aus Peiting aus einer Seuche gerettet wurde und auch andere Gebete erhört wurden, gewann die Muttergottesstatue sehr schnell den Ruf eines Gnadenbildes, und es kam zu einem regelrechten Ansturm der Wallfahrer.

Die Augustiner Chorherren im Kloster Rottenbuch beobachteten die Entwicklung mit großem Interesse, und sie bekamen im Jahr 1604 die Wallfahrtsseelsorge von Herzog Maximilian I. übertragen. Trotz einer Vergrößerung konnte die kleine Kapelle die vielen Pilger nicht mehr aufnehmen, und so entschloss sich Probst Georg Siesmair zu einem Neubau. Herzog Maximilian I. spendete den Bauplatz und im Jahr 1616 wurde mit dem großen Kirchenbau begonnen.

: Ausschnitt aus dem Deckenfresko der Gnadenkapelle von Matthäus Günther, dem wohl größten Kirchenfreskanten Bayerns, Süddeutschlands und Tirols in der Zeit nach 1740: „…ist das Hauptfresko ganz der örtlichen Wallfahrt gewidmet. Bemerkenswert ist, daß hier nun zum erstenmal nicht eine Heiligenlegende ausgestaltet wird …, sondern im Panorama die Landschaft des Hohenpeißenberg bis in alle Einzelheiten wiedergegeben und mit der Gründungsgeschichte seiner Wallfahrt verwoben erscheint.“ (Franz X. Schlagenberger: Matthäus Günther, Gundersheimer 1930) Foto: Fritz Lutzenberger

Die Gnadenkapelle – die Keimzelle der Wallfahrt – wurde in ihrem Bestand belassen und der Neubau mit Turm direkt östlich an die Kapelle angeschlossen. Dadurch entstand die ganz spezielle Form einer Doppelkirche. Mit den Maßen von 30 Metern Länge und neun Metern in Breite und Höhe, wurde es ein monumentaler Bau und der erste im Stil der ausgehenden Renaissance im Pfaffenwinkel. Der helle Raum erfreut durch seine feine Stuckdekoration aus Zierbändern von Perlstab und Herzlaub sowie kleinen, geflügelten Engelsköpfchen. Der Baumeister war möglicherweise der Weilheimer Hans Krumpper, Hofbaumeister in München, mit dem die Augustiner Chorherren in Kontakt standen.

Weitere große Weilheimer Künstler wurden mit der Innenausstattung beauftragt. So schuf der Bildhauer Bartholomäus Steinle die Altäre und die Pieta an der Nordwand des Langhauses. Die Bilder der Seitenaltäre, Kreuzigung und Auferstehung Christi, malte Elias Greither der Ältere. Die beeindruckende Emporenbrüstung und die Kanzel sind mit kunstvoller Intarsienarbeit aus verschiedenen Hölzern verziert.

Ursprünglich gab es nur eine Empore, von der aus eine Seitengalerie zur Kanzel führte. Am unteren Rand dieser Empore ist das Entstehungsdatum der Kirche schriftlich festgehalten: „Dies Gotshaus wardt von Grundt aus neu gepauen …… durch Georgium Siesmair, Probst und Erzpriester im Kloster zu Raitenbuech, anno MDCXIX, ……“. Die zweite Empore wurde erst im Jahr 1807 eingezogen. Dafür wurde die Seitengalerie abgebrochen und als Brüstung verwendet. Der herzogliche Hof beteiligte sich auch an der Ausstattung der Kirche: Maximilian I. stiftete den Hochaltar, sein Vater Wilhelm V. und sein Bruder Albrecht VI. die Seitenaltäre.

Das Pfarrhaus, ein kleines Stück östlich der Kirche erbaut, war zunächst durch eine Brücke mit der Kirche verbunden. Erst im Jahr 1678 wurde es vergrößert und, so wie es sich heute darstellt, mit der Kirche verbunden. Die Einweihung des prachtvollen Gebäudes fand im Jahr 1620 statt. Die Kirche wurde der Mutter Gottes geweiht und hat ihr Patrozinium am 15. August, an „Maria Himmelfahrt“.

Leider sollte das folgende Jahrhundert eine schwierige Zeit für die Gläubigen werden. Die Menschen litten im Dreißigjährigen Krieg und unter der gleichzeitig grassierenden Pest. Die Gnadenstätte wurde geplündert und es herrschte großes Elend. Aber gerade in diesen schweren Zeiten machten sich die gläubigen Menschen hilfesuchend zur Gnadenstätte auf. Als am Ende des 17. Jahrhunderts auch noch der Spanische Erbfolgekrieg Bayern erfasste, wurde das Gnadenbild zeitweilig nach München evakuiert und die Kirche war in einem desolaten Zustand.

Im Jahr 1705 kehrte das Gnadenbild zur großen Freude der Bevölkerung auf den Hohenpeißenberg zurück. Kurz darauf, im Jahr 1717, erhielt die Kirche mit den prachtvollen Barockaltären ihr heutiges Aussehen. Das große Altarbild zeigt die Aufnahme Marias in den Himmel und wurde von dem Rottenbucher Maler Matthias Pusjäger geschaffen. In die Seitenaltäre wurden die alten Bilder der Vorgängeraltäre eingearbeitet. Der ursprüngliche Altar von Bartholomäus Steinle wurde entfernt und stand bis in die 1880er Jahre in der Basilika zu Altenstadt. Einige Engelsfiguren von Steinle wurden in die neuen Seitenaltäre eingebaut. Die zentrale Muttergottesfigur des Steinle-Altars befindet sich heute im Bayerischen Nationalmuseum.

: Das Ziel der Pilger: die Muttergottesstatue in der Gnadenkapelle Foto: Anneliese Peltz

Mit dem 18. Jahrhundert begann die Blütezeit der Wallfahrt zu „Unserer lieben Frau“ und erreichte im hohen Rokoko Mitte des Jahrhunderts ein nie gekanntes Ausmaß. Bis zu 40.000 Menschen pilgerten jährlich auf den Berg und erbaten Rettung aus ihrer Not. Unzählige Votivgaben bezeugten eine Heilung oder Besserung der Notlage. Das Mirakelbuch von Pater Anselm Manhardt (1718) dokumentiert viele dieser Wunder.

Mit dem Zeitalter der Aufklärung und dem Vormarsch der Wissenschaften gegen Ende des Jahrhunderts verlor die Wallfahrt an Bedeutung und wurde gar verboten. Im Zuge der Säkularisation 1803 wurde die Kirche geschlossen und der Wallfahrt die Existenz beraubt. Die Kirchengebäude wurden zur Versteigerung und zum Abbruch ausgeschrieben. In dieser Zeit hatten nur Pfarrkirchen eine Daseinsberechtigung.

Es ist dem letzten Chorherrn Primus Koch zu verdanken, dass die Wallfahrtsstätte erhalten blieb. Durch seinen großen Einsatz wurde im Jahr 1805 eine eigene Pfarrei Hohenpeißenberg gegründet, und damit war die Kirche auf dem Berg gerettet. Nach dem Bau einer neuen Pfarrkirche am Fuß des Berges im Jahr 1961 erhielt Mariä Himmelfahrt nach mehr als ein und einem halben Jahrhundert die ursprüngliche Bestimmung als Wallfahrtskirche zurück.

Die traditionelle Wallfahrt des Lechgaus auf den Hohenpeißenberg musste in diesem Jahr leider entfallen. Foto: Christine Wölfle

Heute zieht die Kirche immer noch Wallfahrer und viele andere Besucher an. Ihre majestätische Lage und die würdevolle Ruhe und Schönheit im Inneren machen sie auch im 21. Jahrhundert noch zu einem beeindruckenden Kraftort.

(Fotos: Ulf Köhler DWD, Anneliese Peltz, Christine Wölfle, Fritz Lutzenberger)