Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Geschichte geleugnet, verharmlost oder verfälscht wird.

Am 27. September wurde in Berchtesgaden die neue Dauerausstellung der Dokumentation Obersalzberg eröffnet. Konzipiert und fachlich betreut vom Institut für Zeitgeschichte München – Berlin (IfZ) zeigt sie die Geschichte des Obersalzbergs, der in der Zeit des Nationalsozialismus zu Hitlers zweitem Regierungssitz ausgebaut wurde. Für die neue Dauerausstellung hat das Team des IfZ unter dem Leitmotiv „Idyll und Verbrechen“ ein ambitioniertes Konzept entwickelt, das mit mehr als 350 Exponaten und zahlreichen multimedialen Elementen die Geschichte des Obersalzbergs neu vermittelt.

Adolf Hitler verbrachte rund ein Viertel seiner Regierungszeit am Obersalzberg. Hier wurden Propagandabildwelten geschaffen, die Hitler als volksnahen „Führer“ inszenierten und gleichzeitig weitreichende politische Entscheidungen getroffen. Im Zentrum der neuen Ausstellung steht der Gegensatz zwischen der idyllisch gelegenen Bergresidenz und den Tatorten der von hier aus betriebenen Verfolgungs– und Mordpolitik in ganz Europa.

Die Dokumentation Obersalzberg ist ein Lern – und Erinnerungsort im Auftrag des Freistaats Bayern. Träger ist die Berchtesgadener Landesstiftung. Die Ausstellung wurde 1999 eröffnet und konnte seither mehr als 3 Millionen Besucherinnen und Besuchern verzeichnen. Aufgrund des enormen Publikumsinteresses hat die bayerische Staatsregierung 2012 einen Erweiterungsbau beschlossen. Auf der neu entstandenen Ausstellungsfläche von 800 m², einem offenen, zusammenhängenden Raum ohne Zwischenwände wurde eine komplett neue Dauerausstellung konzipiert, die von einem umfassenden Bildungsprogramm begleitet wird.

Landrat Bernhard Kern, Stiftungsratsvorsitzender der Berchtesgadener Landesstiftung eröffnete den Festakt und betonte, dass es die Erweiterung ermöglicht, die Besucher auf wissenschaftlicher Basis zu informieren und mit Blick auf das Geschehene zu mahnen.

Ministerpräsident Dr. Markus Söder bezeichnete den Freistaat Bayern als Bollwerk gegen den Antisemitismus und Antizionismus. Der Freistaat tritt für das Leben ein und ist auch bereit, dafür zu investieren: in Polizei, in die Schulen, aber auch in die Dokumentation Obersalzberg zum Schutz für die Menschen, die des Schutzes bedürfen. Als besonders bemerkenswert interpretiert der Ministerpräsident, dass sich auch mit Blick auf das Geschehene die Europäische Rabbinerkonferenz entschieden hat, sich in Bayern anzusiedeln.

Ministerpräsident Dr. Markus Söder: „Der Nationalsozialismus ist das dunkelste Kapitel der Weltgeschichte. Er darf sich nicht wiederholen.“ (Foto: Fritz Lutzenberger)

Ministerpräsident Dr. Markus Söder: „Der Nationalsozialismus ist das dunkelste Kapitel der Weltgeschichte. Wir müssen fortwährend erinnern und mahnen, damit sich die Gräuel nie mehr wiederholen. Die Investition in das Dokumentationszentrum ist dafür ein klares Bekenntnis. In der Ausstellung wird der Wahnsinn des Nationalsozialismus entlarvt. Aus einer Bilderbuch-Landschaft heraus wurden schlimmste Entscheidungen zu Größenwahn, Hass und Vernichtung getroffen. Es gilt: Nie wieder! Wir geben ein Schutzversprechen für jüdisches Leben in Bayern.“

Prof. Dr. Charlotte Knobloch: „Wer Zeitzeugen zuhört, kann Zeugnis ablegen. Die Bedeutung der steinernen Zeugen wird zunehmen.“ (Foto: Fritz Lutzenberger)

Dr. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern dankte der Staatsregierung für dieses Bekenntnis. Bayern zeige sich seiner Verantwortung bewusst und nehme sie auch wahr. „Gedenken ist eine Grundlage der Demokratie und an solchen Tagen wie heute bin ich optimistisch, dass der Opfer auch in Zukunft gedacht wird. Wer Zeitzeugen zuhört, kann Zeugnis ablegen. Die Zeitzeugen werden aber von Tag zu Tag weniger. Die Bedeutung der steinernen Zeugen wird deshalb zunehmen.“

Romani Rose: „Wir sehen in Europa, dass der Nationalismus anwächst, auch belegt durch die neue Mittelstudie.“ (Foto: Fritz Lutzenberger)

Bei Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, haben die Geschehnisse der letzten Zeit große Besorgnis ausgelöst. „Wir sehen in Europa, dass der Nationalismus anwächst.“ Er dankte deshalb dem Ministerpräsidenten für seine Worte. Sinti und Roma leben seit Jahrhunderten in Bayern. Sie haben sich in der Gesellschaft engagiert und in der Armee gedient. Trotzdem wurden 500.000 von Ihnen ebenso wie sechs Millionen Juden in den Konzentrationslagern ermordet. Der Obersalzberg steht dabei als Synonym für den Mythos Hitler.

Prof. Dr. Andreas Wirsching: „Mit der neuen Dauerausstellung ist die schwierige Balance zwischen Idyll und Verbrechen gelungen.“ (Foto: Fritz Lutzenberger)

Prof. Dr. Andreas Wirsching, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte, sieht in der neuen Erweiterung die grundsätzliche Entscheidung zur Errichtung der Dokumentation von 1999 bestätigt. In einer laserstrahlartigen Fokussierung sei es gelungen, sich von der propagandistischen Inszenierung des Obersalzbergs in der NS-Zeit abzugrenzen. Es ist Teil des Konzeptes, Blickachsen zum zentral verorteten Kapitel, den Tatorten der NS-Verbrechen herzustellen.

 Feierliche Eröffnung (v.l.): Landrat Bernhard Kern, Staatsministerin Michaela Kaniber MdL, Finanz- und Heimatminister Albert Füracker MdL, Ministerpräsident Dr. Markus Söder MdL, Präsidentin Prof. Dr. Charlotte Knobloch, Romani Rose, Prof. Dr. Andreas Wirsching.

Biografien veranschaulichen, was Begriffe wie Verfolgung, Verbrechen und Mord für die Betroffenen konkret bedeuteten. Häufig sind es Biografien von Menschen aus der Region, deren Verfolgungsschicksal vor der eigenen Haustür begann. Auch Karrieren der Täter werden erzählt.

In der neuen Dokumentation: Der Antisemitismusbeauftrag#te der Bayerischen Staatsregierung Dr. Ludwig Spaenle MdL. (Foto: Fritz Lutzenberger)

 

Eine der zentralen Medienstationen in der neuen Dokumentation.(Foto: Fritz Lutzenberger)

Eine der Generalstabskarten, die von Hitler für den Angriffskrieg gegen die Sowjetunion verwendet wurden (Foto: Fritz Lutzenberger)

 

Durch die Anordnung der Tatorte im Zentrum des Ausstellungsraums wir#d die Bedeutung der NS-Verbrechen unterstrichen und die inhaltliche Kernaussage der Ausstellung räumlich und gestalterisch unterstützt: Idyll und Verbrechen – der historische Ort Obersalzberg ist mit Krieg und Völkermord aufs Engste verknüpft. (Foto: Institut für Zeitgeschichte, Leonie Zangerl)

 

Die neue Dauerausstellung ist ab sofort für das Publikum zugänglich, die Öffnungszeiten sind Montag bis Sonntag von 9:00 bis 17:00 Uhr. Zur Ausstellung ist der Katalog „Hitler und der Obersalzberg. Idyll und Verbrechen“ mit 168 Seiten erschienen, der in der Dokumentation Obersalzberg zum Preis von 10 Euro erhältlich ist. Weitere Informationen bietet die neu gestaltete Homepage der Dokumentation unter www.obersalzberg.de. (Fritz Lutzenberger)

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