Projekt „Rückkehr der Namen“: Wir dürfen nicht vergessen, was geschehen ist. Eltern konnten ihre Kinder nicht mehr schützen!

Nein, sie skandierten keine lauten Proteste, dennoch erregten sie am 11. April überall im Münchener Stadtgebiet Aufsehen: Auf Initiative des stellvertretenden Programmdirektors Kultur des BR, Andreas Bönte fanden sich eintausend Menschen bereit, eine symbolische Patenschaft für Bürgerinnen und Bürger zu übernehmen, die von den Nationalsozialisten drangsaliert, verhaftet, gequält, deportiert und ermordet wurden.

Die Abordnung aus Regensburg mit der Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde Regensburg Ilse Danziger (mitte) und dem ehemaligen BR-Redakteur Thomas Muggenthaler am Karlsplatz.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks erstellten gemeinsam mit dem Kulturreferat der Stadt München erstellten in engagierter Detailarbeit die Daten und Lebensläufe von 1.000 Münchnerinnen und Münchnern und dokumentierten diese auf großen Tafeln, mit denen die Patinnen und Paten vor den damaligen Wohngebäuden oder Arbeitsplätzen der Opfer das Gespräch mit zufälligen Passanten suchten.

Landtagspräsidentin Ilse Aigner hatte nicht nur spontan die Schirmherrschaft, sondern auch die Patenschaft für Eduard Hamm, erster Staatsminister für Handel, Industrie und Gewerbe im Freistaat Bayern, übernommen. Er wurde 1944 von der GESTAPO verhaftet und kam unter ungeklärten Umständen im Gefängnis ums Leben. Rechts neben Ilse Aigner in der ersten Reihe BR-Intendantin Dr. Katja Wildermuth, Präsident Herbert Hainer (FC Bayern München) und Landtagsvizepräsident Tobias Reiß.

Am Nachmittag versammelten sich die Paten am Königsplatz, der während des Dritten Reiches für die Bücherverbrennung und als Aufmarschplatz der Nationalsozialisten missbraucht wurde. Von dort ging der Zug den „Weg der Erinnerung“ durch das „braune Viertel“ vorbei am NS-Dokumentationszentrum zur Abschlusskundgebung am Odeonsplatz.

Dort war 1923 der Hitler-Ludendorff-Putsch niedergeschlagen worden. Das milde Urteil im anschließenden Prozess gab dann Adolf Hitler eine Bühne für die breite Öffentlichkeit.

Dichtgedrängt auf dem Odeonsplatz: Zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft sowie Patinnen und Paten und interessierte Zuhörer. (Bildarchiv des Bayerischen Landtags)

Das aktuelle Projekt „Die Rückkehr der Namen“ eröffnete Wege des Erinnerns, die einen Bezug zur Gegenwart schafft und in der ehemaligen Hauptstadt der Bewegung ein deutliches Signal für Demokratie und eine offene Gesellschaft setzt.

Bei der Abschlusskundgebung betonte die Schirmherrin, Landtagspräsidentin Ilse Aigner: „Wir dürfen nicht vergessen, was geschehen ist. Erinnerungsarbeit und Demokratie stehen in einem sehr wichtigen Zusammenhang. Wir müssen gemeinsam eintreten für die Würde des Menschen, gegen Rassismus, gegen jede Art von Extremismus und auch gegen Antisemitismus und Antiziganismus!“

BR-Intendantin Dr. Katja Wildermuth betonte, dass aktive Erinnerungsarbeit explizit Aufgabe des Senders ist und sie deshalb das Projekt gerne unterstützt hat.

Interviewpartnerin von BR-Moderatorin Andrea Lauterbach u.a. VdK-Präsidentin Verena Bentele.

Schülerinnen des Gisela-Gynasiums München

Eigens für die Veranstaltung aus den USA angereist: der Enkel des 1942 ermordeten Benno Neuburger.

Die Präsidentin der Politischen Akademie Tutzing, Prof. Dr. Ursula Münch, betonte, dass Demokratie bedeutet, ein freies Leben führen zu können. In Krisenzeiten gebe es immer Krisenprofiteure, die keine Lösungen anbieten, sondern nur schlechte Stimmung erzeugen wollen.

Umrahmt wird das Programm von der oberbayerischen Band Dreiviertelblut, dem Münchner Rundfunkorchester, dem Chor des Bayerischen Rundfunks, der Musikerin Veronika Bittenbinder und ihrer Band.

Die Veranstaltung ist auch in der ARD-Mediathek abrufbar.

#Bayernbund #BR #Rückkehr der Namen #Bayerischer Landtag #Stadt München #Nationalsozialismus #