Kreisverband Traunstein: „Da Hutzenauer“ hat’s selbst miterlebt
Gustl Lex berichtete beim Bayernbund Traunstein über die Revolution in Bayern vor 100 Jahren.
Chieming. Bei einer gut besuchten Veranstaltung des Kreisverbands Traunstein des Bayernbunds beim Oberwirt sprach der „Heimathistoriker“ Gustl Lex über die revolutionären Ereignisse in Bayern und speziell in München im Herbst 1918. Dabei stützte er sich auf die Niederschriften des Zeitzeugen Georg Eisenberger aus Ruhpolding, besser bekannt unter dem Namen „da Hutzenauer“. Als Landtagsabgeordneter des Bauernbunds erlebte er die Ereignisse in München und im Chiemgau „hautnah“ mit.
Eindrucksvoll beschreibt Eisenberger die unvorstellbare Not der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Hinzu kam die „Spanische Grippe“, die eine durch Hunger und Elend geschwächte Bevölkerung traf und Millionen Menschen hinweg raffte. Es ist bis heute ein Phänomen, wie es dem aus Berlin stammenden, ,,Schwabinger Feuilleton Journalisten“ Kurt Eisner mit wenigen Getreuen gelang, die Monarchie zu stürzen und den Freistaat Bayern auszurufen.
Eindrucksvoll schilderte Lex das Versagen der damaligen Eliten in Politik und Militär, die vollmundig die Verteidigung der alten Ordnung proklamierten, aber schmählich versagten, als es soweit war. König Ludwig III. flüchtete, weil er schutzlos war, Hals über Kopf aus München nach Wildenwart und nachdem er auch dort nicht mehr sicher war weiter nach Salzburg. Eisner hatte deshalb ein leichtes Spiel.
Das Attentat auf Eisner führte zu einer Radikalisierung der Ereignisse und zur Ausrufung der Münchner Räterepublik, die unter dem Einfluss russischer Revolutionäre stand. Sie wurde durch Reichswehrtruppen blutig niedergeschlagen. Bei den Kämpfen in München soll es bis zu tausend Tote gegeben haben. Auch in Traunstein waren Auswirkungen des revolutionären Geschehens zu spüren. Die umsichtige Politik des damaligen Oberbürgermeisters Georg Vonficht verhinderte jedoch Schlimmeres.
Der Kreisvorsitzende des Bayernbunds, Dr. Franz Heigenhauser, bedankte sich beim Referenten und meinte, niemand könne besser Geschichte in „Gschichtn“ erzählen als Lex.
Auf dem Bild links Gustl Lex, rechts Dr. Franz-Xaver Heigenhauser