Hauptversammlung Kreisverband Weilheim-Schongau/Garmisch-Partenkirchen

Übergabe der Ehrenurkunde an Helmut Schmidbauer für 50jährige Mitgliedschaft im Bayernbund durch Altlandrat Luitpold Braun (links) und den Kreisvorsitzenden Ludwig Bertl (rechts im Bild)

Vortrag über Kurt Eisner und Ehrung für 50 Jahre Mitgliedschaft im Bayernbund

Über 70 Mitglieder kamen am 19. April zur Jahreshauptversammlung des Kreisverbands Weilheim-Schongau/Garmisch-Partenkirchen nach Saulgrub. Nach den Berichten des Kreisvorsitzenden Ludwig Bertl und des Schriftführers Niklas Hilber sowie dem Finanzbericht von Schatzmeister Heinz-Günther Hetterich stand der Abend im Zeichen eines Vortrages des Schongauer Historikers und Kreisheimatpflegers Helmut Schmidbauer über die Persönlichkeiten des Revolutionärs Kurt Eisner und seines Attentäters Anton Graf Arco-Valley.

Eingangs stellte er die Entwicklung in München vom Januarstreik 1918 bis zur Niederschlagung der Räterepublik im Frühjahr 1919 dar.

Vehement wandte sich Schmidbauer gegen eine geschichtspolitisch motivierte Idealisierung Eisners als Begründer eines modernen, dem gesellschaftlichen Fortschritt verpflichteten und demokratischen Freistaats Bayern. Der Referent verwies insbesondere auf die kritische Einschätzung des Charakters und der politischen Fähigkeiten Eisners durch damalige Sozialdemokraten sowie von ihm stammende Äußerungen, die ihn nicht als evolutionären Sozialisten, sondern als Anhänger einer bolschewistischen Rätediktatur ausweisen.

Weiter beleuchtete Schmidbauer die Begriffsgeschichte des Terminus „Freistaat“ sowie der Bezeichnung „Freistaat Bayern“. Während mit „Freistaat“ im 18. Jahrhundert nach außen unabhängige Gemeinwesen bezeichnet worden seien, habe der Begriff im 19. Jahrhundert als deutsche Übersetzung von „Republik“ zur Bezeichnung von nichtmonarchischen Staatsordnungen Verwendung gefunden. In dieser Bedeutung habe Eisner den Begriff im Rahmen der revolutionären Vorgänge im November 1918 auch, aber eben nicht erstmalig verwendet oder gar erfunden. In der Weimarer Zeit seien die vormaligen Einzelstaaten des deutschen Kaiserreiches und nunmehrigen Länder der deutschen Republik mehrheitlich offiziell als „Freistaaten“ bezeichnet worden, während der Begriff „Republik“ der Benennung des Gesamtstaates vorbehalten geblieben sei. Die heute bekannte Begriffsverwendung „Freistaat Bayern“, die auf das Beharren auf staatspolitischer und kultureller Eigenständigkeit im Rahmen des föderalen Staatsaufbaus verweist, sei erst nach 1949 entstanden, als Bayern als einziges Land der Bundesrepublik offiziell am Begriff „Freistaat“ festgehalten habe.

Aus diesem Gründen sei Kurt Eisner nicht als Begründer des demokratischen Freistaats Bayern zu sehen.

Weiter wandte sich Schmidbauer gegen eine Einordnung des Eisnerattentäters Anton Graf Arco-Valley als eines sich in der Nähe des Gedankengutes der späteren NSDAP bewegenden völkischen Rassisten. Einzelheiten dazu können dem gesonderten Artikel an anderer Stelle in diesem Heft entnommen werden

Im Anschluss an seinen Vortrag erfuhr Schmidbauer eine Ehrung für sein bereits 50 Jahre währendes Engagement im Bayernbund. Der damalige Student war 1968, auf dem Höhepunkt der sogenannten Studentenrevolte, angeregt durch den Journalisten Bernhard Ücker, gemeinsam mit einigen Kommilitonen beigetreten, auch um sich als „Anti-68er“ gegen die damaligen neomarxistischen Umtriebe an den Universitäten zu engagieren. (Niklas Hilber)