Frauenchiemse (hö) – Chiemsee, die kleinste Gemeinde Bayerns hat für die Bewohner, Gewerbetreibenden und Gäste der Fraueninsel jetzt ein schnelles Internet. Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker persönlich startete das Gigabitnetz und machte am Beispiel von Frauenchiemsee deutlich, dass in Bayern der Internet-Ausbau mit Riesenschritten vorangeht. Nicht nur für das Kloster, sondern für alle Insulaner und deren Besucher bedeutet die Freischaltung einen weltlichen Segen.

Im Rahmen eines kleinen Festaktes direkt am Chiemsee-Ufer der Insel freute sich der neue Inselbürgermeiste Armin Krämmer, dass das schnelle Internet noch zur Sommersaison fertig gestellt worden ist. „Damit konnten wir eigentlich gar nicht rechnen, weil die Bauzeit mit drei Jahren veranschlagt gewesen war und diese doch ein Jahr früher vollendet werden konnte“. Für Alt-Bürgermeister Georg Huber war der Breitbandausbau in seiner 24jährigen Amtszeit das längste und schwierigste Projekt. „In vielen Jahren haben wir uns herangetastet, es gab immer wieder Rückschläge, aber letztlich gab es durch das Förderprogramm doch noch einen Lösungsweg. Hier hat sich bewährt, dass steter Tropfen den Stein höhlt“ – so Georg Huber, der bereits bei Vor-Vor-Gänger von  Finanzminister Albert Füracker, bei Prof. Kurt Faltlhauser  den Spitznamen „Der Räuber vom Chiemsee“ erhielt, weil er unnachgiebig vorstellig wurde. Wie Huber in seinem Rückblick weiter erinnerte, waren am Zustandekommen der 1,2 Kilometer langen gigabitfähigen Glasfaser-Seekabel von Gstadt zur Fraueninsel unter anderem auch der vormalige Finanzminister Dr. Markus Söder, Landtagspräsidentin Ilse Aigner und all die Jahre auch als vor Ort zuständiger Landtagsabgeordneter Klaus Stöttner beteiligt.  „Schade ist nur, dass die von der Gemeinde Chiemsee gewünschte Mitversorgung der Herreninsel nicht für notwendig erachtet wurde, aber das kann ja noch werden“ – so der Alt-Bürgermeister abschließend.

Minister Füracker: „Gigabit-Start hat historische Bedeutung“

Staatsminister Albert Füracker bezeichnete den Breitbandausbau in zum Teil 25 Metern Seetiefe und den aktuellen Start als historische Bedeutung für die Insel in schwierigen Zeiten und er sagte: „Die digitale Versorgung ist in Bayern kein Privileg für die Städte und Ballungsräume, sondern genauso wichtig auch für den ländlichen Raum. So haben wir ein Jahr nachdem wir in Balderschwang Bayerns zweitkleinste Gemeinde über die Alpen erschlossen haben nunmehr die kleinste Gemeinde unter Wasser erreicht. Im übrigen haben wir nach der Verbindung Europa-Amerika nunmehr ein zweites wichtiges Seekabel auf der Welt“. Desweiteren bezeichnete der Minister die fast 225.000   investierten Euro als gut angelegtes Geld und er dankte ganz besonders der Firma Telekom, die der Herausforderung gewachsen war und die Fraueninsel zu einem Erfolgs-Leuchtturm-Projekt gemacht hat. Dipl.-Ing. Josef Scherl als Konzernbevollmächtigter Süd der Telekom Deutschland GmbH seinerseits bedankte sich bei den Bauleuten und bei der Gemeinde Chiemsee, dass sie effizient und gegenseitig unterstützend zusammengeholfen haben. Für Landtagsabgeordneten Klaus Stöttner ging ebenfalls ein Marathon-Anliegen zu Ende. „Die Sonder-Förderung für Kleinst-Gemeinden wurde lange nicht befürwortet, jetzt aber kann die Fraueninsel mit rund 20.000 Übernachtungen im Jahr allein im Kloster mithalten. Dort sind nämlich Seminargäste aus aller Welt, von vielen Universitäten und auch von der NASA in Houston zu Gast“ – so Klaus Stöttner.

Landtagsabgeordneter Klaus Stöttner: „Der Start war nach vielen Jahren der Verhandlungen ein Meilenstein für das Kleinod Frauenwörth, jetzt passt es wieder, dass in Bayern der Spruch Laptop und Lederhose Gültigkeit hat. Die Sonderförderung ist für die Gemeinde Chiemsee, für die Insulaner aber ganz besonders für das Kloster von enormer Bedeutung, da sich im Kloster viele internationale Gäste aufhalten“.

Alt-Bürgermeister Georg Huber: „Manchmal hatte ich in der langen Zeit der Wünsche und Planungen schon das Gefühl der vergeblichen Liebesmühe. Anfangs wurden wir wegen der Zugehörigkeit zur Verwaltungsgemeinschaft Gstadt und der dortigen Haushaltslage nicht so förderfähig eingestuft, aber letztlich hat es die Politik überzeugt, dass wir Unterstützung als kleinste Gemeinde Bayerns brauchen“.

Neu-Bürgermeister Armin Krämmer: „Die Übertragungs-Geschwindigkeit von einem Gigabite in der Sekunde bedeutet für uns einen echten kommunalen Vorteil, der gerade rechtzeitig und eher als es die Bauplanungen vorsahen für alle Gastgeber, Gewerbetreibenden und Gäste auf der Fraueninsel Freude macht“.

Wirt Florian Ebner vom Gasthof „Zur Linde“: „Bei uns und besonders im Biergarten haben wir viel automatisiert, die Kellner arbeiten in der System-Gastronomie über EC-Geräte, was für die Gäste wichtig ist, weil es schnell geht. Wenn wir bei vielen Besuchern kein Netz hatten, hatten wir bislang oft große Probleme, das ist jetzt Gott sei Dank vorbei“.

Wirt Michael Leiner vom Klosterwirt: „Die Gäste von heute wollen stets mit dem Internet verbunden sein können, das wird heute schon vorausgesetzt und erwartet. Zudem erleichtert es unsere gesamten Arbeitsabläufe und es erspart uns enttäuschte Gäste. Jetzt sind wir nicht mehr abseits, sondern auf der Insel wieder mitten im Geschehen.

Frau Äbtissin Johanna Mayer, OSB: „Mit dem Start des Breitbandes geht eine sorgenvolle Zeit vorbei, das Gigabitnetz auf der Fraueninsel ist ein weltlicher Segen für das Kloster vor allem für die vielen Seminar-Gäste aus aller Welt, die trotz der gesuchten Insel-Ruhe mit der Welt draußen verbunden sein wollen oder dies für ihre Berufe brauchen“. (Text und Bild: Anton Hötzelsperger)

 

Das Haus der Bayerischen Geschichte veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Aichach-Friedberg und den Städten Aichach und Friedberg die Bayerische Landesausstellung 2020 mit dem Titel „Stadt befreit. Wittelsbacher Gründerstädte“. Ausstellungsorte sind das neu renovierte Wittelsbacher Schloss in Friedberg und das FeuerHaus in Aichach im Wittelsbacher Land – dort, wo der Aufstieg der späteren Kurfürsten- und Königsfamilie der Wittelsbacher ihren Anfang nahm.

Bayern wird zum Städteland

Die Bayerische Landesausstellung 2020 erzählt, wie und wann Bayern zum Städteland wurde. Das uns heute so vertraute System der bayerischen Städte und Märkte ist in einem historisch gesehen verhältnismäßig kurzen Zeitraum etwa von 1200 bis 1300 entstanden. Mit der gezielten Gründung und Förderung von Städten und Märkten festigten bayerische Große, vor allem die junge Herzogsdynastie der Wittelsbacher, ihre wirtschaftliche, militärische und politische Macht. Für die Menschen bot das Leben in den neuen Städten viele Chancen: Sicherheit der Person, Schutz des Eigentums, Freiheit des Handels. Und so lautet ein bis heute populärer Rechtssatz: „Stadtluft macht frei!“.

Kostbare Leihgaben und virtuelle Stadtgeschichten

In den nach der Renovierung nun wieder zugänglichen historischen Räumen von Schloss Friedberg präsentiert die Ausstellung mit kostbaren Leihgaben die Gründungsgeschichte der altbayerischen Städte bis ins Spätmittelalter. Erzählt wird von den wenigen traditionellen Metropolen und den neuen Zentren, von Herrschern und Siedlern, von Handel und Wandel und dem Entstehen einer selbstbewussten stadtbürgerlichen Welt. In Aichach steht für die Landesausstellung die multifunktionale Halle des FeuerHauses direkt am Rand der Altstadt zur Verfügung. Das Ausstellungsgebäude bietet den nötigen Freiraum für multimediale Inszenierungen. Hier erleben die Besucher virtuell Stadtgeschichten aus dem Mittelalter und können diese mit der heutigen bayerischen Städtelandschaft und ihrer eigenen Lebenswelt verbinden. Beleuchtet werden auch Planstädte und Zukunftsvisionen von gestern, heute und morgen. Darüber hinaus wird ein für Landesausstellungen neuartiges Konzept angewendet, bei dem die idealtypische „wittelsbachische“ Stadtanlage Aichachs mit Führungen aus der Ausstellung heraus erschlossen wird.

Wo und wie leben wir heute?

Wenige Fragen sind heute für das Leben der Menschen so aktuell wie diejenige: „Wo und wie leben wir?“ Die Bayerische Landesausstellung 2020 gibt dieser Frage historische Tiefe und rückt die Entstehung der heutigen bayerischen Siedlungsstruktur seit dem Mittelalter in den Blick.

Die Ausstellungsorte

Die Bayerische Landesausstellung 2020 blickt weit zurück, bis ins 12. Jahrhundert, in die Zeit nach 1180. Sie beschäftigt sich mit den tiefgreifenden Weichenstellungen, die bereits die frühen Wittelsbacher vorgenommen haben, aber bis heute in Bayern nachwirken. Konsequenterweise sollte der Ausstellungsort in der Nähe der ehemaligen Stammburg des bedeutendsten bayerischen Adelsgeschlechts liegen. Auch wenn diese Burg bereits vor Jahrhunderten zerstört wurde und nur noch geringe Reste der einstigen Anlage erkennbar sind, so ist der Name des heutigen Stadtteils von Aichach – Oberwittelsbach – immer noch präsent: im Namen der ehemaligen Herzöge, Kurfürsten und Könige von Bayern und im Namen der Region, dem Wittelsbacher Land.

Dort findet in zwei Wittelsbacher Städten die Bayerische Landesausstellung 2020 statt: Im aufwändig renovierten Wittelsbacher Schloss in Friedberg und im FeuerHaus in Aichach. Beide Standorte bringen bestmögliche Bedingungen mit: Einerseits das markante Schloss in Friedberg, das den würdigen Rahmen und ideale konservatorische Bedingungen für die wertvollen Exponate aus Bayern, Deutschland und mehreren europäischen Ländern in Friedberg bietet.
Und andererseits das zentral in Aichach gelegene FeuerHaus, das die nötigen (medialen) Gestaltungsmöglichkeiten lässt, um die verschiedenen Facetten von Stadtleben und Stadtplanung im Wandel der Jahrhunderte nachzuzeichnen. Von dort aus wird auch die Stadt Aichach mit eigens konzipierte Stadtführungen erlebbar.

Weitere Informationen zum Wittelsbacher Land und unseren Partnerstädten finden Sie unter https://wittelsbacherland.de/bayerische-landesausstellung-2020

 

Die beiden Ausstellungsstädte sind übrigens bestens miteinander verbunden. Mit der Bahn und mit dem Auto liegen nur rund 15 Fahrminuten dazwischen. Auf dem Fahrrad oder dem E-Bike erleben Sie auf etwa 20 Kilometern außergewöhnliche Natur hautnah. Wer auf der Strecke zwischen Aichach und Friedberg den Wittelsbachern nachspüren möchte, kann sich auch für einen lohnenswerten Umweg entscheiden: die neu geschaffene, rund 55 Kilometer lange “Wittelsbacher Spuren-Tour”.

Führungen für Gruppen und Onlinereservierung jetzt möglich!

 

Seit dem 10. Juni, steht die Bayerische Landesausstellung im Wittelsbacher Schloss in Friedberg und im FeuerHaus in Aichach für das Publikum offen. Eine Landesausstellung in Corona-Zeiten mit Maskenpflicht, Besucherobergrenzen und Abstandsregeln: trotz dieser Umstände war der Besuch erfreulich hoch. Insgesamt kamen in den ersten 30 Tagen über 10.000 Besucherinnen und Besucher nach Friedberg und Aichach. Die meisten nach Friedberg, aber auch Aichach hält sehr gut mit. An beiden Standorten zusammen wurden rund 6.000 Kombikarten verkauft.

Besonders begeistert zeigten sich die Besucherinnen und Besucher von der abwechslungsreichen Gestaltung, den kostbaren Exponaten in Friedberg und der multimedialen Präsentation im FeuerHaus in Aichach. Gelobt werden außerdem die Führungen und der Besucherservice.

Die aktuellen Lockerungen ermöglichen dem Haus der Bayerischen Geschichte und seinen Mitveranstaltern erhebliche Erleichterungen im Betriebsablauf: die 10 m²-Regelung lässt eine Verdoppelung der Personenzahl zu, die sich zeitgleich in den Räumlichkeiten aufhalten dürfen. Ein spontaner Ausstellungsbesuch dürfte damit kein Problem mehr sein.

Wer sicher gehen möchte, der kann bequem von daheim aus ein Zeitfenster für den Ausstellungsbesuch buchen: entweder über die Buchungshotline unter 0821 450 57 457 (von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr) oder über das neue Onlinereservierungssystem unter www.onlineticket.bayern <http://www.onlineticket.bayern>

Führungen in Aichach und Friedberg – Reisegruppen erwünscht

Die virtuelle Ausstellung im FeuerHaus Aichach kann jeder Besucher individuell erleben. Für die Besichtigung des größten Ausstellungsexponates, die Altstadt, empfiehlt sich jedoch eine Führung. Eine Anmeldung für die 60-Minuten-Führung “Stadt als Exponat” erfolgt über die Hotline oder das Reservierungssystem. Ein Beginn der Stadtführung ist zu jeder Viertelstunde möglich. Ebenso möglich ist die Teilnahme an einer der Turnusführungen (maximale Teilnehmerzahl: 15 Personen). Diese finden um 14:00 Uhr statt, an Wochenenden und Feiertagen zusätzlich um 11:00 Uhr.

Den Landesausstellungsteil im Wittelsbacher Schloss in Friedberg können nun auch gebuchte Reise- oder Besuchergruppen mit bis zu 48 Personen erleben! Die Kosten für Gruppenführungen liegen bei einer Pauschale von 60€ zzgl. dem reduzierten Eintrittspreis (ab 12 Personen). Die Buchung erfolgt über die Hotline oder das Onlinesystem.

 

Turnusführungen für Einzelbesucher finden mit begrenzter Teilnehmerzahl (12 Personen) täglich um 9:00 Uhr, 11:30 Uhr, 14:00 Uhr und 16:00 Uhr statt. Auch dafür ist eine Vorreservierung online oder telefonisch hilfreich.

Angebote für Schulklassen

Ab dem neuen Schuljahr im September 2020 bietet das Haus der Bayerischen Geschichte wieder einen Großteil seines museums-pädagogischen Programms an. Angepasst an die aktuellen Bestimmungen ist das Programm nun wieder regulär buchbar. Zur Buchung verfügbar sind bereits jetzt zusätzliche Ferienangebote in den Sommerferien!

Details zu unseren museumspädagogischen Angeboten finden Sie hier: www.hdbg.de/stadt-befreit/angebote-fuer-schulklassen <http://www.hdbg.de/stadt-befreit/angebote-fuer-schulklassen>

Aktuelle Informationen zur Bayerischen Landesausstellung erhalten Sie unter www.hdbg.de/stadt <http://www.hdbg.de/stadt>  befreit

(Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte www.hdbg.de)

 

 

Bayern/Ruhpolding/Berchtesgaden/Tegernsee – Der Todestag von Ludwig Ganghofer jährt sich am 24. Juli zum 100. Mal. Er war ein bedeutender bairischer Schriftsteller und der Verein „Bairische Sprache und Mundarten Chiemgau-Inn“ möchte aus diesem Anlass an ihn erinnern.

Geboren am 7. Juli 1855 in Kaufbeuren, wächst Ludwig Ganghofer als Sohn eines Försters an verschiedenen Orten in Bayern auf. Nach dem Abitur am Königlich-Bayerischen Gymnasium in Regensburg, im Jahr 1873 wollte er Techniker werden und arbeitete deshalb ein Jahr als Schlosser und Monteur in der Riedingerschen Maschinenfabrik in Augsburg. 1875-79 studierte er zuerst Maschinentechnik am Polytechnikum München, dann Literaturgeschichte und Philosophie an den Universitäten München, Berlin und Leipzig, wo er 1879 zum Dr. phil. promovierte. 1880 wird sein erstes Schauspiel „Der Herrgottschnitzer von Ammergau” am Münchner Gärtnerplatztheater aufgeführt, es wurde anschließend in  Berlin über hundert Mal gespielt und zu einem Riesenerfolg. Ganghofer arbeitete danach als Dramaturg am Wiener Ringtheater. 1882 heirate er dort sein Frau Katinka Engel und 1883 legt er mit dem „Jäger von Fall“ ein Romanmanuskript vor, das sich auf seinen eigenen Erlebnissen gründete. Der Roman wird zu einem Erfolg und er schreibt weitere Romane, wie z. B. „Der Klosterjäger“.

Der Schriftsteller arbeitet auch als Feuilletonist für das Wiener Tagblatt und ist zugleich Theaterrezensent. 1883 kommt die erste Tochter Lolo auf die Welt, 1890 werden die Zwillinge Sofie und Gustl geboren. Die Familie lebt vorwiegend in Wien, hält sich zeitweise in Ruhpolding und am Königssee auf  und zieht 1895 nach München.  Über seine Zeit in Ruhpolding ist einiges bekannt, dies ist u. a. dem Vorsitzenden des Historischen Vereins Ruhpolding, dem Altbürgermeister Herbert Ohl zu verdanken, der über den Aufenthalt Ganghofers Nachforschungen angestellt hat. So wissen wir, dass er in dem Gasthaus Seehaus an der Straße nach Reit im Winkl gewohnt hat, in dem auch schon vor ihm Franz von Kobell genächtigt hatte. Weiter ist bekannt, dass er an einer Auerhahnjagd in der Laubau teilgenommen, in der Traun nach Forellen und Äschen und im Löden-, Mitter- und Weitsee nach Hechten gefischt hat. In Seehaus hat er nicht nur literarische Inspirationen gefunden, sondern auch viel geschrieben.

Als die junge Familie einen Ausflug an den Königssee unternimmt ist es um den Schriftsteller geschehen: Von der „grandiosen und heiligleuchtenden Schönheit” des Königssees fasziniert, verlegt Ludwig Ganghofer sein Urlaubsdomizil unverzüglich an den Königssee. Die Sommer 1883 bis 1885 verbrachte er dort im Hotel Schiffmeister. Von diesem Zeitpunkt an spielte Berchtesgaden die zentrale Rolle in Ludwig Ganghofers Werk. Sein erster Berchtesgaden Roman war „Die Martinsklause”, der Motive der „Watzmann Sage“und die Geschichte Berchtesgadens als „Fürstpropstei“, also als eigenständiger Kleinstaat aufgreift. Insgesamt schrieb er sieben Berchtesgadener Romane. Ganghofer selbst nannte die Bücher seine sieben Watzmann-Kinder, sie heißen: „Die Martinsklause“, „Der Klosterjäger“, „Schloss Hubertus“, „Der Jäger von Fall“, „Edelweißkönig“, „Der Mann im Salz“ und „Der Ochsenkrieg“

Neben der einzigartigen Landschaft der schroffen Berchtesgadener Berge, greift Ganghofer in seinen Romanen immer wieder Motive der Berchtesgadener Geschichte auf, in „Der Mann im Salz” etwa die Salzgewinnung im Salzbergwerk Berchtesgaden und die Vertreibung der Protestanten aus Berchtesgaden.

Ganghofer war der Natur, den Menschen und dem Gebirge aufs engste verbunden. In seinen Romanen und Erzählungen geht es immer wieder um die Themen Jagd und Wilderei, Leben und Tod, Liebe und Intrigen, die Herrschaft des Adels und des Klerus auf der einen und die Rechtlosen und Unterprivilegierten auf der anderen Seite. Vor allem kommt immer wieder der leidenschaftliche Jäger in ihm durch, denn der Dreh- und Angelpunkt seiner Erzählungen ist immer wieder die Jagd. . Die Romane sind in einem gehobenen, feinen Schriftdeutsch geschrieben und die Dialoge der Einheimischen sind in einer reduzierten Dialektform gehalten, die auch nichtbayerischen, etwa preußischen Lesern, wie Wilhelm II, der Ganghofer sehr schätzte, verständlich war.

Die Literatur von Ludwig Ganghofer gilt allgemein als „Heimatliteratur“ Das Wort Heimat gehört zu den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Es ist zart und kraftvoll, es weckt Erinnerungen, böse und gute; es packt Herz und Seele. Es ist deshalb befremdlich, dass das Wort „Heimatliteratur” zu einem Unwort geworden ist. Der Begriff ist zwar nirgends definiert, er gilt aber allgemein als Sammelbezeichnung für Kitschiges, Verstaubtes und überholte Moralvorstellungen. Was die Moralvorstellungen betrifft, so läßt Ganghofer in seinem Roman „Der Jäger von Fall“ mit dem Dreiecksverhältnis seiner Romanfiguren Friedl, Modei und Blasi eine durchaus liberale Sittenauffassung zu. Dies weist auf die Ganghofer eigene liberale und tolerante Einstellung hin.  Auf Anraten von Ludwig Thoma erwirbt Ganghofer ein Haus in Tegernsee. Das Anwesen wird umgebaut, Ganghofer soll aber nur noch wenige Wochen dort verbringen. Am 24. Juli 1920 stirbt der erfolgreiche Autor. Sein Grab in Rottach-Egern befindet sich direkt neben dem von Ludwig Thoma.

Mit den Verfilmungen seiner Romane und den Aufführungen seiner Theaterstücke erreicht Ludwig Ganghofer noch lange nach seinem Tod ein breites Publikum. Mit 40 Millionen verkaufter Bücher und über 50 Verfilmungen ist er der Alpenkönig. Für alle Nachkriegskinder ist die Verfilmung des „Jägers von Fall“ von 1956 unvergessen. Der Ort Fall ist im Sylvenstein-Speicher untergegangen; dass er eine so traurige Geschichte erfahren würde, konnte Ganghofer damals nicht ahnen.

Foto:

Ludwig Ganghofer portätiert von Friedrich August von Kaulbach im Jahr 1908

 

 

hö/Rudi Mörtl, Verein Bairische Sprache und Mundarten Chiemgau-Inn  –  www.sprache.bayern