Landesversammlung 2025 auf Herrenchiemsee – Bayern mit Herz und Haltung
Es war ein würdiger Rahmen, den sich der Bayernbund für seine diesjährige Landesversammlung gewählt hatte: Nach einer eindrucksvollen Führung durch die Ausstellung zum Verfassungskonvent von 1948 im Alten Schloss Herrenchiemsee kamen Mitglieder, Ehrengäste und Freunde der bayerischen Sache in der traditionsreichen Schlosswirtschaft zusammen. Hier unterstrich der Landesverband eindrucksvoll, wofür er steht: für das Bewahren der Traditionen, den Erhalt bayerischer Werte und die Gestaltung einer heimatverbundenen Zukunft.
Landesvorsitzender Sebastian Friesinger, MdL konnte zahlreiche Mitglieder und prominente Unterstützer aus Politik, Kultur und Gesellschaft – darunter MdL a.D. Annemarie Biechl, MdL Sepp Lausch, Senatorin a.D. Gerdi Westermeyr sowie Max Bertl, den Ehrenvorsitzenden des Bayerischen Trachtenverbands. Ein besonderer Gruß galt Prof. Dr. Klaus Wolf, dem Präsidenten der Bayerischen Einigung, der mit einem ebenso fundierten wie leidenschaftlichen Festvortrag einen historischen Bogen spannte.
In seiner Rede hob er die enge Verbundenheit zwischen Bayernbund und Bayerischer Einigung hervor: Beide setzen sich für ein kulturell starkes und eigenständiges Bayern in einem föderalen Europa ein. „Getrennt marschieren, vereint schlagen“, zitierte Wolf augenzwinkernd – ein Sinnbild für die Zusammenarbeit beider Organisationen.
Zentraler Punkt seiner Ausführungen war die politische Bildungsarbeit: Seit 1954 verfolgt die Bayerische Einigung das Ziel, vor allem jungen Menschen die Werte der Bayerischen Verfassung von 1946 näherzubringen. Ein Höhepunkt ist der alljährliche Verfassungstag am 1. Dezember – heuer mit Festakt im Bayerischen Landtag. Höhepunkt ist die Preisverleihung des Wettbewerbs „Verfassungsviertelstunde“, der kreative digitale Beiträge von Schulklassen würdigt. Der Hauptpreis: eine Reise nach Brüssel zur Bayerischen Landesvertretung.
Prof. Wolf erinnerte daran, dass Bayern der älteste Verfassungsstaat Deutschlands ist – mit Stationen von der Lex Baiovariorum über die Verfassungen von 1808 und 1818 bis zur heutigen Verfassung. Auch beim Verfassungskonvent 1948 auf Herrenchiemsee habe Bayern eine zentrale Rolle gespielt – als Wegbereiter des Grundgesetzes.
Angesichts heutiger Herausforderungen wie Extremismus, Antisemitismus und Hassrede betonte Wolf die Bedeutung moderner politischer Bildung – etwa durch Wettbewerbe wie „Demokratie ist schön!“ oder Besuche an jüdischen Erinnerungsorten. Nur wer die Geschichte kennt, könne demokratische Verantwortung übernehmen.
Zum Abschluss kündigte er das Jubiläum zum 80. Geburtstag der Bayerischen Verfassung im Jahr 2026 an – verbunden mit der Einladung, Mitglied der Bayerischen Einigung zu werden: „Für ein demokratisches, kulturell lebendiges Bayern in einem starken Europa.“

Landesvorsitzender Sebastian Friesinger dankte dem Präsidenten der Bayerischen Einigung, Prof. Dr. Klaus Wolf (links) für seinen engagierten und informativen Vortrag.
Projektarbeit
In diesem Sinne standen auch zwei zentrale Projekte des Bayernbunds im Fokus der Versammlung: „Mundart wertvoll“ und „Heimatkunde an Schulen“. Beide Initiativen setzen genau dort an, wo Heimat beginnt – bei der Sprache, der Geschichte vor Ort, dem Alltag unserer Vorfahren.

Geschäftsstellenleiterin vom Wertebündnis Bayern Ingrid Ritt referierte zu „Heimatkunde an der Grundschule.”
Ingrid Ritt stellte das Wertebündnis Bayern vor – ein bundesweit einzigartiges Netzwerk, das seit 2010 Werte- und Demokratiebildung bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen fördert. Angesichts globaler Krisen und der zunehmenden Gefährdung demokratischer Strukturen sieht sich das Bündnis als starke Gemeinschaft für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Das Bündnis zählt heute über 180 Partner aus allen gesellschaftlichen Bereichen – von Stiftungen, Verbänden und Glaubensgemeinschaften bis zu kulturellen, sozialen und politischen Organisationen. Grundlage ist ein gemeinsames Wertepapier, das auf der Würde des Menschen fußt, wie sie im Grundgesetz und in der Bayerischen Verfassung verankert ist.
Ziel ist es, junge Menschen durch Projekte zum Nachdenken, Diskutieren und Handeln anzuregen. Die Partner entwickeln gemeinsam interdisziplinäre Projekte, in denen Werte lebendig und alltagsnah vermittelt werden. Themen reichen von Gemeinwohl, Medienkompetenz, Integration bis Demokratieverständnis. Beispiele erfolgreicher Projekte sind etwa „Streitförderer“, „Die Lange Nacht der Demokratie“ oder „mehrWERT Demokratie“. Alle Projekte sind auf Nachhaltigkeit angelegt und werden wissenschaftlich begleitet.
Ein besonders wertvolles Projekt ist „MundART WERTvoll“, das nun in die vierte Runde geht. Unter der Trägerschaft des Bayernbunds und der Bayerischen Trachtenjugend liegt der Fokus diesmal auf der Vermittlung von Mundart, Musik, Tanz und Brauchtum an Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter. Dialekte werden hier als Ausdruck von Identität, Heimat und Vielfalt verstanden. Das Projekt stärkt das Selbstbewusstsein von Dialektsprechern und fördert zugleich den respektvollen Umgang mit anderen Kulturen. So wird Tradition mit Offenheit verbunden – ganz im Sinne des Wertebündnisses Bayern.
Monika Kaltner, Kreisheimatpflegerin im Landkreis Kelheim, unterstrich in ihrem Beitrag die Bedeutung eines praktischen Heimatunterrichts – insbesondere auch für Kinder mit Migrationsgeschichte. „Praktiker wollen unsere Traditionen verständlich machen. Denn nur wer seine Heimat kennt und liebt, wird sie auch achten“.
Sebastian Friesinger, der neben seinem Amt als Landesvorsitzender auch Sprecher der Bürgerallianz Bayern ist, betonte in seinem Bericht die Notwendigkeit, die bayerische Identität im Alltagsbewusstsein und im öffentlichen Raum wachzuhalten. Intensive Diskussionen gibt es derzeit um die geplanten Programmänderungen des Bayerischen Rundfunks, aber auch um die Umgestaltung der Ludwigstraße in München die den traditionellen und Trachten- und Schützenzug zum Oktoberfest massiv beeinträchtigen könnte. Diese Diskussion wird bereits in den nächsten Tagen im Rahmen der Bürgerallianz Bayern, in der sich 25 Traditionsverbände mit über 2,2 Millionen Mitgliedern zusammengeschlossen haben, fortgeführt.
Geordnete Finanzen

Landesschatzmeister Stephan Schlier konnte von geordneten Finanzen berichten.
Finanziell ist der Bayernbund solide aufgestellt: Zuschüsse des Hauses Wittelsbach und der Bayerischen Staatsregierung, aber vor allem die Beiträge der Mitglieder bilden das Fundament der Arbeit. Der größte Ausgabeposten ist zugleich eines der Aushängeschilder des Vereins: die alle zwei Monate erscheinende Ausgabe der „Weiß-Blauen Rundschau“, die für die Mitglieder kostenlos bereitgestellt wird.
Fähnrich Manfred Karl trug den Bericht der Kassenprüfer vor und beantragte die Entlastung der Vorstandschaft, die auch einstimmig erteilt wurde.
Nachwahlen
Im Rahmen der Versammlung wurde unter das Wahlleitung von Manfred Karl auch personelle Weichenstellungen vorgenommen: Für den im Vorjahr verstorbenen stellvertretenden Landesvorsitzenden Wolfgang Kink war eine Nachwahl erforderlich. Monika Kaltner, Vorsitzende des Kreisverbands Holledau stellte sich zur Verfügung und wurde mit einem hervorragenden Ergebnis gewählt. Ihr Platz als Beisitzer im Landesvorstand wird künftig von Sebastian Langwieser übernommen, dem Kreismusikpfleger der Holledau.

Landesvorsitzender Sebastian Friesinger, MdL mit der neuen stellvertretenden Landesvorsitzenden Monika Kaltner und dem neuen Beisitzer Sebastian Langwieser (rechts).
Stellvertretender Landesvorsitzender Christian Glas dankte Sebastian Friesinger für dessen unermüdlichen Einsatz: 122 Termine habe er im vergangenen Jahr ehrenamtlich wahrgenommen. Dieser persönliche Einsatz für die Heimat verdiene höchste Anerkennung.
Ein weiteres Highlight kündigte Glas für den kommenden Herbst an: Am 3. Oktober lädt der Kreisverband Rosenheim zur Feier seines 30-jährigen Bestehens ein. Im Münster von Frauenwörth auf der Fraueninsel wird der runde Geburtstag feierlich begangen – mit einer festlichen musikalischen Gestaltung unter der Leitung von Hans Berger.
Den Abschluss der Herrenchiemsee-Zusammenkunft bildete – traditionsbewusst und gemeinschaftsstiftend – das gemeinsame Singen der Bayernhymne. Ein stimmiger Ausklang eines Tages, an dem deutlich wurde: Der Bayernbund steht fest auf dem Boden seiner Geschichte, schaut aber zugleich mit klarem Blick nach vorn – mit Herz und Haltung für ein Bayern, das sich selbst treu bleibt. (Fritz Lutzenberger)